Ein Spaziergang durch eine Berliner Kleingartensiedlung

Nur ein paar Meter trennen das Alltagsgrau der Großstadt von Samoa. Samoa, das klingt nach Urlaub, Pazifik
und Palmen und überhaupt: nach Erholung pur.

Einen Ozean gibt es zwar nicht, hier in Samoa, einer Kleingartenkolonie im Südwesten Berlins. Und auch
keine Palmen. Aber die Erholung, die kann der Spaziergänger förmlich riechen, sehen, hören. In den Gärten, die
links und rechts den Weg säumen, leuchten schon die Kirschen. Blumen von Pink über Sonnengelb bis
Kornblumenblau wiegen sich im Wind: Farben des Sommers. Vögel zwitschern. Nur aus der Ferne dringt kaum
wahrnehmbar ein Rauschen ans Ohr, der Puls der Hauptstadt.

Im Sommer, wenn der Schweiß wieder in Strömen fließt, lässt es sich in Samoa und den angrenzenden Kolonien
sicherlich ganz wunderbar aushalten. Jeder Garten hat sein eigenes Gesicht, Individualität wird hier groß
geschrieben. Der eine liebt den englischen Rasen, der andere lässt der Natur lieber ihren freien Lauf. Auf einer
Gartenlaube flattert die Deutschlandfahne, dort hinten das amerikanische Südstaaten-Banner, dritte bekennen
sich nationalitätenübergreifend zum Volke der Biertrinker. Die Gartenhäuser in Samoa sind entweder aus Holz
oder aus Beton, viele mit großzügiger Veranda.

Ein "Öko-Pfad" auf der einen Seite der Kolonie lehrt Gartenbauneulinge den naturgemäßen Umgang mit Flora
und Fauna – so ganz ohne Bildung geht es auch in diesem Mikrokosmos nicht. Entlang den geteerten Wegen
wachsen wilde Himbeeren und feiern den Sieg der Natur über die Zivilisation. Am schwarzen Brett des
Gartenbauvereins eine handgeschriebenes Gesuch: "Junge Familie mit zwei kleinen Kindern möchte hier zum
nächstmöglichen Zeitpunkt einen schönen, schlichten Garten mieten/ pachten." Vielleicht sitzen sie ja bereits in
einem blau-weiß gestreiften Liegestuhl, irgendwo in Samoa; zwei Zettel mit der Telefonnummer sind schon
abgerissen.