Matthias Horst am 24. Januar 2001

Eine falsche Einschätzung der BSE-Gefahr hat der Hauptgeschäftsführer
der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie im Chat mit stern.de
und politik-digital eingeräumt. Prof. Dr. Matthias Horst antwortete im Chat
auf die Frage, ob die Verbände die BSE-Frage heruntergespielt hätten: "Alle,
Politik, Verwaltung und auch die Verbände der Wirtschaft haben sich auf die
BSE-Freiheit verlassen. Im Nachhinein war dies ein Fehler."
Auf die Nachfrage,
ob er an "das Märchen vom BSE-freien Deutschland geglaubt habe", antwortete Horst:
"Leider ja".

Die Fragen der Chat-Gäste kreisten immer wieder um die Frage, ob die
Ernährungsmittelindustrie durch die BSE-Krise Vertrauen verloren habe und
wie dieses Vertrauen wieder hergestellt werden könne. Die Ernährungsmittelindustrie
müsse "die Verbraucherinformation deutlich verbessern", räumte Horst selbstkritisch
ein und versprach: "Wir werden dies tun". Zudem müsse die Industrie, für die er
spreche, "sehr viel mehr als bisher über ihre Produktion, die Qualität ihrer Produkte
und auch über die Wertigkeit"
informieren.

Horst sprach sich dafür aus, die BSE-Tests schnell
weiterzuentwickeln und Gesetzesverstöße gegen das Lebensmittelrecht "mit
aller Schärfe"
zu ahnden. Es sei auch "eindeutig falsch", nun gegen Brüssel
und die EU-Politik zu wettern: "Wir müssen bei uns Schwachstellen suchen",
tippte Horst. Dann müsse gemeinsam mit Brüssel überlegt werden, welche Regelungen
nötig sind. "Dabei muss Deutschland eine aktivere Rolle spielen" forderte Horst.


Der neuen Ministerin für Verbraucherschutz, Renate Künast (Grüne) stellte Horst
gute Noten aus. "Sehr beeindruckend" sei, wie sie das Thema aufgegriffen habe.
Positiv sei, dass Künast "keinen Keil zwischen konventioneller und öko-Produktion
zulassen"
wolle. Ihr fehle nicht der "Stallgeruch".

Das ausführliche Transkript finden sie hier.

 


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