Mehr Demokratie durch interaktive Partizipation: Eine „virtuelle Republik“ in Form einer neuen politischen Community im Internet soll helfen, Bürger und Politiker gleichermaßen am politischen Geschehen teilhaben zu lassen.

Den „virtuellen Bürgern“ soll der Zugang zu Politikern, Parteien und politischen Organisationen ermöglicht werden, indem diese mit „virtuellen Büros“ vertreten sind und von den Bürgern aufgesucht werden können. Auf diese Weise sollen sich Bürger und Politiker näher kommen, gemeinsam politische Themen diskutieren und damit zur Verbesserung der Interaktion zwischen Bevölkerung und Staat beitragen.

Seit Jahren gibt es Internetseiten, die über Politik informieren und Möglichkeiten der interaktiven Partizipation in Form von Diskussionsforen und Chats anbieten. In den meisten Fällen bleiben die Bürger auf diesen Seiten aber unter sich und ihre Meinungen, Vorschläge und Ideen erreichen nur selten einen verantwortlichen Politiker. Die Internetauftritte der Parteien, Politiker und Institutionen bieten zwar Informationen und Kontaktadressen, lassen den Bürgern aber wenig Spielraum für eigene Meinungsäußerungen. Auch politische Communities wie
„dol2day“ sind bereits im Internet zu finden. Durch fiktive Parteien und Regierungen fehlt hier allerdings der direkte Bezug zum aktuellen politischen Geschehen. Obwohl das Internet sehr gute Kommunikationsvoraussetzungen bietet, gibt es bisher noch kein Angebot im Netz, das eine direkte Kommunikation zwischen Bürgern und Politikern ermöglicht. Selbst das vom Bundestag im Unterausschuss für Neue Medien durchgeführte Pilotprojekt „
Elektronische Demokratie“ wurde vorerst wieder eingestellt.

Virtuelle Republik als politisches Forum

Die Konzeption und Gestaltung einer politischen Kommunikationsplattform ist der Inhalt meiner Diplomarbeit, die ich zur Zeit an der Fachhochschule Augsburg im Studiengang Kommunikationsdesign durchführe. Ziel meiner Arbeit ist es, das Interesse an politischen Themen und Diskussionen zu steigern und die Menschen über eine attraktiv gestaltete Plattform im Internet direkt am politischen Prozess teilhaben zu lassen. Das Forum soll als „virtuelle Republik“ fungieren und sich durch ein außergewöhnliches Design von bestehenden Internetprojekten abheben. Mit einer grafisch gestalteten „PolitLandschaft“ und ihrer virtuellen Architektur soll eine erlebbare Community entstehen, die über ein abstraktes Diskussionsforum hinausgeht und die Menschen einlädt, „PolitBürger“ in dieser Republik zu werden und sich am politischen Geschehen zu beteiligen. Es wird ein Parlament geben, in dem die Bundestagsabgeordneten (national) bzw. die Abgeordneten der Länderparlamente (regional) und der Stadtparlamente (lokal) ein virtuelles Büro erhalten und damit den Bürgern für Fragen und Meinungen zur Verfügung stehen. Neben einem Marktplatz für allgemeine Diskussionen können weitere, nach politischen Sachgruppen gegliederte Plätze aufgesucht werden. Dort werden die jeweils zuständigen Gremien und Organisationen angesiedelt sein, z.B. Ausschüsse des Bundestags, Ministerien oder Bürgerinitiativen. Auch Parteien und andere politische Gruppierungen können sich einen Standort in der virtuellen Republik sichern und eine Anlaufstelle für die Bürger schaffen. Damit in der virtuellen Republik nicht nur kommuniziert wird, sondern auch eine reale Partizipation am politischen Geschehen möglich ist, wird es konkrete Termine für Online-Abstimmungen geben, die in Zusammenarbeit mit verantwortlichen Politikern stattfinden werden, z.B. bei anstehenden Reformen, Gesetzentwürfen oder anderen Beschlüssen. Auf diese Weise erhalten Politiker die Möglichkeit, ihrer Rolle als Volksvertreter gerecht zu werden und sich bei bevorstehenden Entscheidungen ein Feedback von der Bevölkerung zu holen. Die Politiker sollen sich in dem Forum nicht hinter Parteiprogrammen verstecken, sondern in erster Linie als Einzelpersonen mit ihren persönlichen politischen Absichten auftreten und dadurch mehr Nähe zum Volk entstehen lassen.

Reale Veranstaltungen sollen ebenfalls mit dem virtuellen Forum verknüpft werden. Ein Beispiel ist die Vorführung eines politischen Spielfilms in realen Kinos mit anschließender Podiumsdiskussion, an der sowohl das Publikum vor Ort als auch die virtuellen Kinobesucher im Internet teilnehmen können.

Weiterhin sind Kooperationen mit bestehenden politischen Projekten geplant. So wird der „
Omnibus für mehr Demokratie“, der zur Zeit durch deutsche Städte fährt, vielleicht schon bald auch die virtuelle Republik durchqueren. Auch der Politgrafiker Klaus Staeck hat bereits Interesse an dem Projekt gezeigt. Die „
Aktion für mehr Demokratie“ in Verbindung mit virtuellen Ausstellungen seiner politischen Plakate würde die virtuelle Republik auf jeden Fall bereichern. Ebenso der „
Tower of Power“, das virtuelle Hochhaus des Ultimedia-Künstlers Hermann Josef Hack, in dem Zimmer über dem Reichstag bezogen werden können und über Demokratie debattiert wird.

Voraussichtlich Ende Juli 2003 werden die ersten Bürger die virtuelle Republik besuchen können. Bis dahin wird noch an der Konzeption gefeilt, die politische „Landschaft“ entworfen und ein Screendesign entwickelt. Weitere Informationen gibt es unter
http://www.iDemokratie.de

Umfrage zur Nutzung politischer Internetseiten

Im Rahmen meiner Diplomarbeit führe ich eine Umfrage zur Nutzung politischer Internetseiten durch, um mir ein genaues Bild von den bestehenden Internetangeboten sowie dem Benutzerverhalten und den Interessen der User zu machen. Ich möchte alle Leser/innen von politik-digital einladen, an dieser Umfrage teilzunehmen:
http://www.iDemokratie.de/umfrage/

Die Umfrage läuft noch bis zum 31. Mai 2003. Die Ergebnisse werden anschließend unter derselben Internetadresse veröffentlich und fließen in die Konzeption und Gestaltung der neuen politischen Kommunikationsplattform ein.

Erschienen am 15.5.2003