App Test BildIn einer losen Reihe stellen wir hier Apps aus den Bereichen Politik, E-Democracy, Medien und Gesellschaft vor – weil wir sie für nützlich halten und empfehlen oder weil sie uns einfach Spaß machen. Heute: die Timetraveler-App, die  – passend zum 25. Jahrestag des Mauerfalls – die Geschichte der Berliner Mauer live erfahrbar macht.

Das Versprechen

Ein Fenster in die Vergangenheit: Per „Augmented Reality“ können Nutzer Szenen, die sich 1961 anlässlich des Mauerbaus an der Bernauer Straße in Berlin abspielten, an Originalschauplätzen nachempfinden. Um die Bilder und Filmszenen von damals sehen zu können, platziert der Zeitreisende sich an einem bestimmten Standort, den er mithilfe einer Karte und Fotos des Ortes findet, und richtet sein Smartphone oder Tablet auf einen vorgegebenen Ausschnitt. An jeder Station gibt es zusätzlich einen kurzen Informationstext zur gezeigten Szene. Die kostenlose Lite-Version der App macht die Zeitreise an drei Orten möglich; die kostenpflichtige Vollversion bietet elf verschiedene Stationen.Timetraveler1
Zielgruppe: Smartphone-affine Geschichtsinteressierte, Berlinbesucher und jüngere Menschen, die Geschichte am Ort des Geschehens nacherleben wollen und denen eine analoge Ausstellung nicht reicht.

Der erste Eindruck

Mithilfe einer Anleitung wird schnell deutlich, wie die Stationen gefunden werden können. Am Standort angelangt, braucht es jedoch eine Weile, bis man diesen schließlich per GPS-Ortung gefunden und sich richtig positioniert hat. Das Fenster in die Vergangenheit, das dem Nutzer daraufhin präsentiert wird, belohnt jedoch das geduldige Suchen: Es ist faszinierend zu sehen, wie auf einmal eine alte Frau aus dem Fenster klettert, um nach Westberlin zu fliehen, oder die Mauer direkt vor den Augen des Zuschauers wieder aufgebaut wird.

Und im Detail

Menü: Bei Öffnen der App öffnet sich direkt nach dem Startbildschirm eine Karte, auf der der Verlauf der Berliner Mauer eingeblendet wird. Die Zahlen kennzeichnen Timetraveler2die Stationen, an denen sich der Nutzer Originalszenen ansehen kann. Neben der interaktiven Karte bietet die App für jede Station mehrere Fotos des genauen Standortes an, damit dieser leicht gefunden werden kann. Eine Übersicht zeigt alle verfügbaren Szenen an. Die Anleitung ist schnell zu finden und leicht verständlich.
Geschichte live erleben: Die Zeitreise-App kann man sich für verschiedene historische Ereignisse vorstellen. Berlin als geschichtsträchtiger Ort ist sicher ein idealer Experimentierort dafür.
Datenschutz: Die App erfordert und verwendet den Standort des Geräts, ohne den die Benutzung schlichtweg nicht möglich ist. Auch greift sie auf die Kamera und das Mikrofon des Geräts zurück. Erforderlich sind weiterhin WLAN-Verbindungsinformationen und der Zugriff auf Foto- und Videodateien.

 Fazit

Timetraveler3Die historischen Szenen sind einmalig und machen die Geschichte der Berliner Mauer mithilfe von Augmented Reality-Technik nach-erlebbar. Die Gedenkstätte Berliner Mauer ist jedoch ohnehin geschichtspädagogisch sehr gut aufgearbeitet. Ob eine solche App eine zusätzliche sinnvolle Ergänzung darstellen kann, ist fraglich. Das Konzept wäre aber für weniger gut aufbereitete historische Orte ein echter Gewinn. Das visuelle Erlebnis auf dem Smartphone ist gut, auf dem Tablet sicher noch beeindruckender. Die App hat durchaus Unterhaltungswert, der Informationsgehalt hingegen ist gering. Wer sich für Augmented Reality-Konzepte begeistern kann, dem sei der Kauf der Vollversion empfohlen.
Was wir uns noch gewünscht hätten: Die Karte mit den Markierungen der Originalschauplätze ist leider nicht – wie beispielsweise Google Maps – mit dem Finger in Gehrichtung drehbar. Das ist verwirrend und stellt für Ortsfremde eine Herausforderung dar. Die Nummern, die die Stationen markieren, reagieren nicht immer sofort auf Berührung. Bislang ist die Zeitreise nur für das kurze Mauerstück an der Bernauer Straße möglich, lohnend wäre natürlich eine Aufarbeitung des gesamten Mauerverlaufs. Mehr historische und politische Hintergrundinformationen wären ebenfalls wünschenswert und würden einen echten Mehrwert darstellen. Tondokumente würden dem Format fraglos zugutekommen. Auch technisch ist die App verbesserungsfähig: Auf dem Testgerät ist sie zu oft abgestürzt.

Kompatibilität und technische Daten

Getestet wurde die Lite-Version 1.0.19 auf Android.
Kosten für die Vollversion: 1,79 €
Bewertungen
Google Play: 3,5 von 5 für die Lite-Version, 4 von 5 für die Vollversion
iTunes: noch keine Bewertungen
Bild: Daniel Go
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