#aufschreiAm Dienstag findet unser netzpolitischer Jahresrückblick per Hangout statt. Um das Warten zu verkürzen, haben die Hangout-Gäste und weitere Autoren von politik-digital.de vorab je einen kurzen Rückblick auf die folgenden Jahresthemen verfasst: #btw13, #nsa, #lsr, #UADA und #aufschrei. Nachdem Erik Meyer mit seinem Kommentar zu den Koalitionsverhandlungen der #UADA den Anfang gemacht hat, blickt Hannah Beitzer an dieser Stelle auf die #aufschrei-Debatte zurück.
Grabschende Kollegen, blöde Sprüche auf der Straße, Herabwürdigung im Job – auch im 21. Jahrhundert kennen viele Frauen Situationen wie diese. Zeit, darüber zu sprechen, dachten sich Anfang des Jahres einige Feministinnen um die Berliner Bloggerin Anne Wizorek und riefen dazu auf, sexistische Erlebnisse auf Twitter unter dem Hashtag #Aufschrei zu sammeln.
Die Initiatorinnen gaben mit der Kampagne all jenen eine Stimme, die schon lange unzufrieden damit waren, wie sie als Frauen immer noch behandelt werden – und stießen eine Diskussion an, die bald mehr war als eine reine Netzdebatte.
Dass dabei längst nicht alle einer Meinung waren, zeigte umso deutlicher, wie dringend #Aufschrei nötig war. Die Relevanz einer Aktion wie #Aufschrei ergibt sich schließlich nicht daraus, dass ihr alle Beifall klatschen. Sie braucht gerade das Aufeinanderprallen verschiedener Meinungen und Weltanschauungen, um überhaupt zu einer Debatte zu werden. Die #Aufschrei-Initiatorinnen haben außerdem gezeigt, dass es längst nicht mehr etablierte Medien sein müssen, die über die Relevanz oder die Stoßrichtung eines Themas entscheiden. Während die nämlich Anfang des Jahres noch über einen Artikel diskutierten, in dem die Stern-Journalistin Laura Himmelreich einen Übergriff des FDP-Spitzenkandidaten Rainer Brüderle thematisierte, erkannten die jungen Feministinnen schnell, dass in der Diskussion mehr steckt als ein politischer Aufreger.
Inzwischen ist Rainer Brüderle bekanntlich aus der Politik verschwunden. Die Frage, wie Männer und Frauen eigentlich miteinander umgehen wollen und sollen, ist hingegen noch längst nicht beantwortet.
Foto: streunna4 (flickr.com)
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