Die durch Internet-Kriminalität verursachten Kosten gehen in die Milliarden. Allein für Deutschland hat der aktuelle "Cybercrime report" des IT- Sicherheitsunternehmens Symantec den jährlichen Schaden krimineller Online-Aktivitäten mit knapp 25 Milliarden Euro beziffert.

Die Kosteneinschätzung von 24,3 Milliarden Euro beruht sowohl auf den direkten finanziellen Schäden in Form von Geldbeträgen und Aufklärungskosten als auch auf den Kosten durch den Zeitaufwand, der durch die Tat entstanden ist. Denn die Aufklärung einer Cyberstraftat nahm nach Angaben von Symantec, das unter anderem die Sicherheitssoftware Norton vertreibt, durchschnittich zehn Tage in Anspruch. Für den Bericht wurden annähernd 20.000 Menschen in 24 Ländern befragt. Dabei wurden nicht nur alle Formen des Internetbetrugs, sondern auch Belästigungen in sozialen Netzwerken oder Virenangriffe erfasst. Für Deutschland stellte die vom Bundesministerium des Innern (BMI) publizierte polizeiliche Kriminalstatistik ebenfalls einen rapiden Anstieg der Cyber-Kriminalität von über acht Prozent  für das Jahr 2010 fest. Von insgesamt 223.642 angezeigten Fällen wurden dabei mit über 80 Prozent vorrangig Betrugsfälle zur Anzeige gebracht.

Der Gesamtschaden des weltweiten Internetbetrugs entspricht nahezu dem Wert des internationalen Drogenhandels. Am häufigsten werden Computerviren oder ein Schadcode, mit dessen Hilfe ein Rechner durch manipulierte Internetseiten infiziert werden kann, verwendet. Gleichwohl beschränkt sich Internet-Kriminalität nicht nur auf die verschiedenen Formen des Online-Betrugs. Fälle sexueller Belästigung häufen sich ebenfalls. Allerdings sei der Nutzer nicht immer ganz schuldlos – fast die Hälfte der Befragten installiert keine wirksame Sicherheitssoftware. Zudem erhöhe insbesondere der Besuch pornografischer Internetseiten oder Internetkasinos das Risiko, Opfer von Internet-Kriminalität zu werden, deutlich. Viele Menschen unterschätzen das Gefahrenpotenzial dennoch. Alle 14 Sekunden gibt es ein neues Opfer – vor allem junge, männliche "professional users" sind betroffen. Gemessen an der relativen Zahl der Opfer sind China, Südafrika und Mexiko die Hochburgen der Internet-Kriminalität. Deutschland liegt in dieser Liste auf dem achten Rang. Nur 21 Prozent der Betroffenen wehren sich übrigens, gleichzeitig fordern aber fast alle Befragten wirkungsvollere Abwehrmaßnahmen.

Nach einer Studie des Symantec- Konkurrenten G Data seien vor allem junge Nutzer aufgrund ihres unterdurchschnittlichen Kenntnisstandes betroffen. "Die Hypothese, dass junge Menschen das Internet besser kennen müssen als der Bevölkerungsdurchschnitt, da sie mit dieser Technologie aufgewachsen sind, ist daher unhaltbar", resümiert der Bericht. Im internationalen Vergleich stehen die deutschen Nutzer dennoch in Sachen Kenntnisstand sehr gut da. Sie wissen über die Gefahen des Internet am besten Bescheid.

Unterdessen wurden nach Einschätzung des Verbandes der deutschen Internetwirtschaft im vergangenen Jahr im Bereich der Internetsicherheit große Fortschritte erzielt. Die Menge an Spam-E-Mails sei im ersten Halbjahr 2011 auf ein Rekordtief gesunken. Insbesondere sogenannte Botnetze, in denen Rechner von Hackern unbemerkt übernommen und für kriminelle Aktivitäten missbraucht werden, seien erfolgreich bekämpft worden. Von diesen Botnetzen gehe im Internet die größte Bedrohung aus. Die Mehrheit der Spams und Virenagriffe sei auf ferngesteuerte Rechner zurückzuführen. Ferner gehen die meisten Pishingangriffe, bei denen Nutzerdaten abgegriffen werden, von diesen "Zombie- Rechnern" aus. 2010 konnten 60 Prozent der betroffenen Rechner von der fremden Kontrolle befreit werden. Bei diesen Ergebnissen bezog sich der Verband im wesentlichen auf den Halbjahresbericht des Anti- Botnet Beratungszentrums. Weltweit soll es aber noch circa zehn Millionen solcher "Zombie- Rechner" geben, weshalb es nach wie vor keinen Anlass für eine allgemeine Entwarnung gebe. Vor allem mobile Endgeräte seien im großen Maße ungeschützt, zumal diese zunehmend auch für Dienste wie Onlinebanking genutzt werden. Die Sicherheitsstandards beispielsweise bei Smartphones seien aber nach wie vor auf dem technischen Stand von 1998.

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