Jetzt geht´s los: Die SPD will die Onlinekampagne zum "Herzstück" ihres Bundestagswahlkampfs machen. Denn: "Das Internet ist auf dem Weg zum Leitmedium der politischen Kommunikation", so Wahlkampfmanager Kajo Wasserhövel. Wer will, kann mitmachen.

 

Aktuell sichtbarer Schritt der ersten großen Onlinekampagne in Deutschland ist der Relaunch der Parteihomepage spd.de. Ab dem 8. Januar 2009, Punkt 13 Uhr, kommt die Seite im neuen blauen Design daher und legt damit ihr traditionelles rotes Gewand ab. Aber nicht nur die Farbe ändert sich: Was der SPD besonders wichtig ist, zeigt sie in einem großen Schaufenster mitten auf der Seite. In dieser "Multi-Content-Box" laufen dann beispielsweise Wahlwerbespots oder Statements des Spitzenkandidaten Frank-Walter Steinmeier.

"Mobilisierungsmotor" Internet

Die von der Parteizentrale im Willy-Brandt-Haus verantworteten Seiten wie die Homepage des Spitzenkandidaten, die anmeldepflichtige Community meinespd.net oder eine für die nächsten Wochen angekündigte Kampagnenplattform sollen dann der "Mobilisierungsmotor" (so SPD-Bundesgeschäftsführer Wasserhövel) werden. Gemeint ist, dass die SPD-Seiten die Schnittstelle für den Wahlkampf werden sollen. Dort informiert, inspiriert und gegebenenfalls mit Material versorgt, können Parteimitglieder und Unterstützer dann selber aktiv werden.

Die SPD gibt also einen Teil der Kontrolle über die Wahlkampfinhalte ab. Im Gegenzug soll es durch das Mobilisierungspotenzial des Internets mehr Reichweite und möglicherweise auch mehr Glaubwürdigkeit geben. Und – wenn alles gut läuft – könnte die Onlinekampagne auch den Sprung in Richtung Offline schaffen. Dem künftigen US-Präsidenten Barack Obama war es im seinem Wahlkampf gelungen, Unterstützer über das Internet zu organisieren. Diese organisierten dann unter anderem Wahlparties bei sich zuhause oder machten Telefondienst für den Kandidaten. Soweit wie in den USA möchte die SPD aber nicht gehen – der SPD-Wahlkampf soll keine US-Kopie und auf Deutschland zugeschnitten sein.

Ob sich die Wähler im kommenden Wahlkampf durch die SPD und das Netz mobilisieren lassen, hänge auch mit den Aktivitäten der klassischen Massenmedien Print und Rundfunk im Netz zusammen, so Wasserhövel.

Trauen sich die Promis Online-Dialog zu?

Inwieweit die Politpromis wie Parteichef Franz Müntefering oder Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier selbst den Dialog im sozialen Netz suchen, war m Berliner Willy-Brandt-Haus nicht zu erfahren. Nur so viel: Wenn,dann müsse es authentisch sein. Und es müsse eine Arbeitsteilung bei den Spitzenpolitikern geben. Abwurfkanäle für unpersönliche Pressemitteilungen werden Portale wie der Mikrobloggingdienst Twitter oder das Soziale Netzwerk Facebook also schon einmal nicht.

Was schon zu sehen ist

Aktuelle Beispiele für den Umgang der SPD mit sozialen Netzwerken sind neben der überarbeiteten Homepage spd.de der Twitter-Account von SPD-Generalsekretär Hubertus Heil oder die Facebook-Seite von Frank-Walter Steinmeier. Der YouTube-Videodialog mit dem Parteivorsitzenden wurde nach dem Weggang von Kurt Beck nicht weitergeführt und auch der YouTube-Channel SPDvision füllt sich inzwischen mehrheitlich mit Zweitverwertungen.

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