Warum wird man Websozi? Zwei Mitglieder des Online Campaigning Team (OCT).der SPD geben Auskunft.

politik-digital: Haben Sie sich schon als Helfer im “klassischen” Wahlkampf engagiert, bevor Sie sich für das
OCT beworben haben?

Iris Schwan: Ja, ich habe mich bereits am klassischen Wahlkampf beteiligt. Bei den Kommunalwahlen habe ich ganz alt hergebrachten Straßenwahlkampf und diverse Infostände gemacht.

Gunther Heck: Ebenfalls ja, und das seit allen Wahlkämpfen seit 1984, da ich erst zu diesem Zeitpunkt, mit 16 Jahren Mitglied der SPD werden durfte.

Meine Tätigkeit im klassischen Wahlkampf geht über Verteilung von Zeitungen und Broschüren am Infostand, Frühverteilungen vor U-Bahnhöfen und Busstationen, Telefonaktionen und die Organisation eines Straßenfestes in Berlin-Schöneberg bis zur Erstellung von Flugblättern und Stadtteilzeitungen.

politik-digital: Was hat Sie motiviert, beim OCT mitzumachen?

Iris Schwan: In erster Linie hat sich eine Beteiligung am OCT für mich angeboten, da ich ohnehin die Website der SPD Passau inhaltlich betreue. Zudem lässt sich diese Form des Wahlkampfes momentan am ehesten mit meinem Beruf als selbstständiger Content Manager vereinbaren. Zum Straßenwahlkampf fehlt mir im Moment leider die Zeit. Da erschien mir das OCT als eine gute Alternative.

Gunther Heck: Ein Medium, wie das Internet ist aus dem Wahlkampf nicht mehr wegzudenken. Die Kommunikation in einer Netzwerkstruktur hilft uns Sozialdemokraten schnell zu reagieren, um kurzfristige Ereignisse, wie z.B. Infos über Umfragen oder bestimmte Arbeitsaufgaben miteinander abzusprechen und zu erarbeiten. Da viele OCT – Mitglieder eigene SPD – Websites betreuen und im klassischen Wahlkampf ebenso eingebunden sind, funktioniert das Infosystem als gute Kommunikationsschnittstelle. Über das OCT hinaus gibt es ein weiteres SPD-Netzwerk –
WEBSOZIS.DE. Hier ist ein ganz ähnliches Angebot, nur noch erweitert für SPD-Webmaster. Die Verbindung beider Online-Netzwerke ergibt erst die Schlagkraft für ein Internetgestütztes Kommunikationssystem und bietet Anregungen und schnelle Reaktionsfähigkeit.

politik-digital: Wie sieht Ihre Tätigkeit aus, welche Aufgaben haben Sie bisher als Mitglied des OCT übernommen?

Gunther Heck: Es wurden „Jobs“ vermittelt. D.h. es gab Anfragen, zum Beispiel Sprüche, Banner oder Grafiken zu erarbeiten, mit einer knackigen Wahlkampfbotschaft, die man dann ins Netz gestellt hat. Insbesondere die Teilnahme an Umfragen war eine wichtige Aufgabe und die Versendung an meine umfangreiche Verteilerliste von ca. 200 Genossinnen und Genossen. Die Hoheit durch schnelles reagieren auf aktuelle Ereignisse im Internet war eine erfolgreiche Aufgabe, die von ca. weiten 700 Mitgliedern im O.C.T. gelöst wurde.

Iris Schwan: In erster Linie geht es um die Verbreitung von Informationen in verschiedenen Foren, Chats und anderen interaktiven Angeboten im Web. Zudem sorge ich dafür, dass die Infos des OCT auf der Homepage der Passauer SPD unter die Leute kommen.

politik-digital: Haben Sie Vorkenntnisse oder spezielle Fähigkeiten benötigt, um beim OCT mitzumachen?

Gunther Heck: Ja. Ich bin freiberuflicher Onlineprogrammierer und Webdesigner. Habe Erfahrung mit Photoshop, Dreamweaver, JavaScript und diversen anderen Programmen. Aber natürlich auch meine Kenntnisse in der klassischen Wahlkampfarbeit der SPD seit 1984 waren sehr hilfreich, um Direktkandidaten und Ortvereinen bzw. Abteilungen (in Berlin) beim Online-Wahlkampf zu unterstützen.

politik-digital: Wie sehen Sie selbst die Bedeutung des OCT im Wahlkampf? Glauben Sie, dass das OCT in Zukunft ein zentrales Element der Wahlkampfführung sein kann?

Gunther Heck: Ja, da Wahlkämpfe ohne Internetauftritte der Parteien nicht mehr wegzudenken sind. Wenn man bedenkt, dass nur an einem Tag 700 Zugriffe auf der Seite von Gerhard Schröder zu verzeichnen waren, ist das neben einem guten Design auch eine gute Kooperation der O.C.T.-Mitglieder, die dafür gesorgt haben, dass die Werbung auf diversen Internetseiten der SPD-Untergliederungen auch geklappt hat. Durch Mailinglisten und gezielte Newsletter wurde Aufmerksamkeit hergestellt. Allerdings kann man sagen, dass noch weitergehende Unabhängigkeit vom Parteivorstand wichtig wäre, um noch mehr Ideen und spontane Umsätze kreativer Gedanken zu verwirklichen.

Die Zukunft ist vorgezeichnet: Wir brauchen das O.C.T. auch für die Zukunft. Neben dem Bundestagswahlkampf gibt es Landtagswahlkämpfe und der Kampf um die Rathäuser in den Kommunen. Das bestehende Netzwerk von ca. 700 Mitgliedern im O.C.T. aber auch das Webmaster-Wissen bei WEBSOZIS.DE ist zu bündeln. Die WEBSOZIS.DE entwickeln gerade ein CMS das jedem Ortverein oder anderen Gliederungen, die keinen Webmaster in ihren Reihen haben, trotzdem einen guten Internetauftritt sicherzustellen.

Iris Schwan: Wie schon gesagt, ich halte den klassischen Wahlkampf für absolut unverzichtbar. Dennoch bin ich fest davon überzeugt, dass der Online-Wahlkampf mehr und mehr an Bedeutung gewinnen wird, zumal ja mittlerweile hinreichend untersucht ist, dass vor allem junge Leute ihre Informationen gerne aus dem Internet beziehen und hier vor allem auch eingehend und ausführlich informiert werden wollen. Diesem Anspruch der jungen Generation müssen die politischen Parteien in Zukunft Rechnung tragen. Sicherlich hatte das OCT bereits in diesem Wahlkampf eine große Bedeutung und es wird mit der zunehmenden Bedeutung des Webs im Alltag noch mehr an Bedeutung gewinnen. In Zukunft sehe ich im OCT ein zentrales Element des Wahlkampfes.

Vielen Dank für das Interview!

Erschienen am 26.09.2002

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