politik-digital.de Vor einigen Tagen schwappte wieder eine neue Studie zum Zusammenhang von politischem Engagement und Social Media über den Teich. Das PEW Forschungszentrum aus Washington untersuchte die Frage: Wie haben sich das Online-Aktivitäten der Wähler im US-Wahlkampf 2012 im Vergleich zu 2008 verändert?

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Mit Interessanten Ergebnissen:
– 39 % der Amerikaner waren im Wahlkampf 2012 via Social Media politisch aktiv
– 34% aller erwachsenen US-Amerikaner haben online versucht, ein Regierungsmitglied zu kontaktieren oder äußerten sich online politisch in einem öffentlichen Forum
– 17% der Amerikaner haben im untersuchten Zeitraum eine Online-Petition unterschrieben
– 18% der Amerikaner versuchten ein Regierungsmitglied per Email zu kontaktieren – Junge Erwachsene engagieren sich ebenso politisch wie ältere, und sind zudem häufiger auf Social- Media-Kanälen politisch aktiv
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass sich das politische Engagement auf den Seiten sozialer Netzwerke enorm gesteigert hat und auch zu weiteren politischen Aktivitäten geführt hat.

DOCH WIE SIEHT DIE POLITISCHE INTERNET- UND SOCIAL-MEDIA-NUZUNG IN DEUTSCHLAND AUS?

Hierzu hat der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) heute die forsa-Studie “Demokratie 3.0 – Bedeutung des Internets für den Wahlkampf” veröffentlicht. An dieser Stelle möchte ich einige ausgewählte Ergebnisse vorstellen:

60% der Wähler informieren sich über Politik im Internet

Schon 60 Prozent der Befragten informieren sich über politische Themen online, nach Fernsehen, Tageszeitung und Radio ist das Netz bereits heute die viertwichtigste Informationsquelle – über alle Bevölkerungsgruppen.

80% der 18-29Jährigen informieren sich online über Politik

Bei den Wahlberechtigten bis 30 Jahre ist das Internet heute schon die zweitwichtigste Informationsquelle, 80 Prozent informieren sich online über Politik.  Nur das Fernsehen wird noch häufiger zur politischen Information genutzt. Dies bestätigt auch die Zahlen der ProSiebenSat.1. AG-Nichtwähler-Studie.

Wo informieren sich die Wähler im Internet über Politik?

 

35% der Wähler informieren sich in sozialen Netzwerken über Politik

Über alle Bevölkerungsgruppen hinweg informiert sich im Jahr 2013 bereits jeder Dritte via Social Media über politische Themen. Damit sind soziale Netzwerke eine wichtigere Quelle als Webseiten von Ministerien, Behörden, Parteien oder die Webseiten von Politikern.

55% der 18-29Jährigen informieren sich via Socal Media über Politik

Schaut man sich nur die Zielgruppe der 18-29jährigen an, sieht man, dass Social Media sogar noch wichtiger für die politische Information ist. 55 Prozent der jungen Wähler informieren sich bei Facebook, YouTube, Twitter und Co über politische Inhalte. Nur noch die Webseiten von spiegel.dezeit.detagesschau.desueddeutsche.defaz.net und stern.de werden hierfür noch häufiger genutzt. Neben dieser passiven Informationsaufnahme interessierte forsa auch die Frage nach der aktive Onlin-e-Beteiligung an Wahlkämpfen.

Vergleich verschiedener Online-Aktivitäten im Zusammenhang mit Wahlkampf

Und hier erhielten die Befrager ein ähnliches Ergebnis wie in den USA. Über ein Drittel der Befragten beteiligt sich online aktiv am Wahlkampf. Bei den Jüngeren sind dies sogar fast zwei Drittel. Wobei auch hier wieder unterschieden werden muss. Die größte Aktivität zeigen die Wähler beim Drücken von “Gefällt mir”-Buttons oder beim Teilen von Inhalten. Dieser “Klicktivismus” wurde schon an verschiedensten Stellen kritisiert, da es sich hierbei nicht um eine wirkliche Aktivität handelt. Aktivitäten, die mehr Zeit und Einsatz erforderten, kommen bei den Wählern auch wesentlich seltener zum Einsatz. Bleibt die zentrale Frage aller wahlkämpfenden Politiker, Parteistrategen und Agenturen: Wie wahlentscheidend ist das Internet denn nun am 22. September 2013 bei der Bundestagswahl? 

37% der Bundesbürger finden es wahlentscheidend wie Parteien das Internet im  Wahlkampf nutzen

 

Diese Zahl wird wohl auch einige aktive Wahlkämpfer überraschen. Für über ein Drittel der Deutschen ist wahlentscheidend, wie die Parteien das Internet im Wahlkampf nutzen werden. Bei den bis 30jährigen ist dies sogar für fast 50 Prozent der Wähler wahlentscheidend. Zudem erwarten 73 Prozent der Wähler von einem “guten Politiker”, dass er das Internet für den direkten Dialog mit dem Bürger nutzt. Nicht jeder Politiker kann und will die Möglichkeiten, die Social-Media und andere Online-Instrumente bieten, für den Dialog mit seinen potentiellen Wählern nutzen. Dies muss er auch nicht. Die Zielgruppen und deren Ansprache variieren von Politiker zu Politiker. Doch jeder Politiker, der junge Menschen und politikferne Zielgruppen erreichen will, sollte diese Zahlen ernst nehmen. Der Online-Wahlkampf kann kommen! Und hier habe ich mal analysiert, wie die 620 Bundestagsabgeordneten Social Media zu Beginn des Wahljahres 2013 nutzen. Einen Überblick über die Social-Media-Aktivitäten der Parteien bietet die Social-Media-Analyse-Plattform Pluragraph.de. Zur Präsentation der Studie hat der BITKOM auch eine gelungene Infografik gestaltet, die die wichtigsten Infos noch einmal schön zusammenfasst. Voila:

Dies ist ein Crosspost von Martin Fuchs’ Blog “Hamburger Wahlbeobachter”. Der Artikel ist zuerst dort erschienen.
Bild: politik-digital.de CC BY-NC 2.0

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