Das Internet-Portal Trupoli.com will die
Politik ins Mitmach-Internet bringen. „True Politics“,
wahre Politik, soll das Ziel der Online-Gemeinschaft sein. Geschäftsführer
Johannes Zumpe erklärt im Interview, wie die „Web-Demokratie“
aussehen soll und warum man dafür ein Unternehmen gründete.

Die Idee zur Trupoli AG stammt von Olaf Jacobi, Mit-Investor ist
Friedrich von Diest. Jacobi ist Gründer der Collax
Inc
., die auf Linux und freier Software basierte Netzwerkumgebungen
anbietet. Von seinem Posten als Collax-Geschäftsführer
ist Jacobi im September 2006 zurückgetreten. Friedrich von
Diest ist Mitbegründer der Sirius
Venture Partners
, die sich auf die Starfinanzierung junger Unternehmen
konzentriert haben. Das Trupoli-Team besteht neben Zumpe aus Arian
Leistner und Rudolf Zeilhofer, die bereits für Pangora
zusammenarbeiteten, einen Internetdienst für Produktsuche und
Preisvergleich. Zumpe selbst war nach seinem Studium zwei Jahre
Assistent des Eigentümers von Manufactum, wechselte dann in
die politische Beratung.

Johannes Zumpe, CEO trupoli.compolitik-digital.de:
Trupoli soll eine Online-Gemeinschaft werden, auf der Nutzer Politiker-Aussagen
veröffentlichen und bewerten können. Wie kann man sich
das konkret vorstellen? Gibt es ein Forum oder eine Kommentarfunktion?

Johannes Zumpe: Trupoli
bietet zwei Dinge: Zum einen die Community selbst – die Nutzer
haben die Möglichkeit, sich mit anderen zu vernetzen. Das funktioniert
ähnlich wie bei Social Networks wie Xing, nur mit mehr zusätzlichen
Features und eben speziell für Politik. Zum anderen gibt es
eine Bewertungsplattform. Da gibt es wiederum mehrere Dimensionen:
Erstmals können die Nutzer Aussagen bewerten, indem sie Noten
vergeben. Außerdem soll es ein Forum und eine Kommentarfunktion
geben. Wer will, kann sich also im Forum äußern. Aber
Nutzer, die das nicht wollen, können auch nur eben schnell
eine Bewertung abgeben. Der Vorteil, der sich dadurch ergibt: Die
Ergebnisse werden quantifizierbar und können ausgewertet werden.

Was soll mit diesen Auswertungen geschehen?
Die Ergebnisse sind dann frei im Internet verfügbar. Denn zunächst
werden die Bewertungen automatisch vom System ausgewertet und sind
sofort zu sehen. Eine genauere Auswertung im zweiten Schritt ist
angedacht, dafür gibt es aber noch kein konkretes Konzept.

Wann soll die Plattform online gehen?
Start soll nach der Sommerpause des Bundestags im September sein.
Ein genaues Datum steht noch nicht fest.

Auf der Internetseite wird immer wieder erwähnt, dass
Trupoli das Verhalten der Politiker beeinflussen will. Wie wollen
Sie das erreichen? Glauben Sie, dass Trupoli tatsächlich diesen
Einfluss gewinnen kann?

Ob sich das Verhalten der Politiker tatsächlich beeinflussen
lässt, muss sich zeigen. Zunächst bieten wir aber immerhin
die Möglichkeit für einen Feedbackkanal. Eben nicht nur
ein Forum, wo Feedback versackt, sondern konkrete Aussagen zu politischen
Statements. Zudem wollen wir eine Größe erreichen, bei
der wir gehört werden müssen. Außerdem muss man
das nicht nur bundespolitisch denken, sondern auch auf kommunaler
Ebene sehen. Als Beispiel: Jemand bekommt in seiner Gemeinde keinen
Kindergartenplatz für sein Kind und befindet sich mit der Gemeinde
im Kampf um diesen Kindergartenplatz. Über Trupoli kann er
nun Menschen im selben Ort finden, denen es ähnlich geht, und
sich mit ihnen vernetzen. Und er kann sehen, ob Leute in den Nachbargemeinden
ähnliche Probleme haben, ähnliche Initiativen finden.
Diese können sich zusammenschließen und Bewegungen gründen.

Außerdem sehen wir schon, dass ein Bedürfnis da ist,
sich politisch artikulieren zu können.

Wie reagieren denn die Parteien auf die Idee hinter Trupoli?
Zeigen sie sich offen für die Diskussion mittels der Neuen
Medien?

Die Parteien befinden sich momentan noch auf der Suche. Sie wissen,
dass im Web etwas geschieht und haben auch erkannt, dass die Unabhängigkeit
für die User ein wichtiges Kriterium ist. Aber sie suchen noch
nach den richtigen Plattformen.
Grundsätzlich kann man zwei Reaktionen unterscheiden: Zum ersten
zeigen die Parteien echte Begeisterung und sind sehr offen. An anderer
Stelle haben wir das Gefühl, dass die Offenheit mehr der aus
Angst heraus kommt, etwas zu verpassen.

Wie im Trupoli-Blog zu lesen ist, haben Parteien ihre
Mitarbeit an dem Projekt angekündigt. Wie soll denn diese Mitarbeit
konkret aussehen?

Wir treten bewusst an die Parteien heran, um über die Parteimedien
politikinteressierte User anzusprechen. Zudem wollen wir die Plattform
aus der Mitte der Gesellschaft aufbauen, also aus den etablierten
Parteien Nutze akquirieren, damit solche mit extremen politischen
Einstellungen sich nicht prominent profilieren können, sondern,
wie in der offline-Gesellschaft auch, am Rand stehen.

Was unterscheidet Trupoli von anderen Plattformen für
politische Kommunikation?

Zwei wesentliche Dinge: Neu sind die Community und die Interaktivität.
Das Web 2.0 wurde für die bisherigen Plattformen noch nicht
in dieser Form genutzt. Wir gehen einen Schritt weiter als bisherige
politische Plattformen, verfolgen konkrete demokratische Implikationen.
Es soll ein politisches Momentum entstehen und außerdem aggregierbare
Bewertungen. Die Nutzer können auf Trupoli zum ersten Mal politische
Inhalte bewerten. Wir wollen zeigen, dass Politik auch sexy und
spannend sein kann, darum setzen wir auf ein spannendes Medium.
Und wir wollen den Hype um das Web 2.0 mitnehmen, um die Menschen
zur Politik zu führen.

Können die Äußerungen auf Trupoli denn
repräsentativ für die Bevölkerung sein? Internetnutzer
sind ja eher jünger und männlich. Wie wollen Sie Gruppen
ansprechen, die sich seltener im Internet bewegen ?

Wir sind hoffnungsfroh, dass Repräsentativität hergestellt
werden kann. Zum einen zeigt der aktuelle (N)Onliner-Atlas, dass
durchaus Potenzial besteht, auch die bisher weniger internetinteressierten
Gruppen zu erreichen. Bei den typischen Nutzern – jung, männlich,
technikinteressiert – ist mittlerweile eine Sättigung erreicht,
während die Nutzerzahlen von älteren Menschen und von
Frauen, also bisher weniger technikaffinen Gruppen, ansteigen. Es
ist also ein Prozess in Gange, der die bisherige Entwicklung langfristig
aufhebt.
Dennoch bleibt das eine Herausforderung, machen wir uns da nichts
vor. Andererseits muss man auch sehen, dass etwa die Meinungsforschung
junge Leute nicht mehr erreicht. Auch wenn wir nicht repräsentativ
für die gesamte Bevölkerung sind, sind wir vielleicht
repräsentativ für eine relevante Gruppe. Außerdem
hätten wir auch nichts dagegen, wenn Trupoli die Killeraplikation
im Web 2.0 für ältere Menschen werden kann. Von der Gestaltung
und vom Design haben wir darauf geachtet, von vorneherein auch „Silver
Surfer“ anzusprechen und die Website möglichst barrierefrei
zu gestalten.

Warum haben Sie Trupoli als ein Unternehmen gegründet
und die Rechtsform der AG gewählt?

Die Rechtsform der AG haben wir gewählt, weil sie die transparenteste
ist. Wir wollen transparente Politik, also müssen wir auch
unternehmerisch transparent sein. Außerdem wollen wir politische
Unabhängigkeit. Die können wir nur haben, wenn wir finanziell
auf sicheren Beinen stehen. So machen wir uns nicht abhängig
von Spenden.

Wer sind die Investoren?
Wir haben eine Seed-Finanzierung, auch die drei Gründer, also
Anian Leistner, Rudolf Zeilhofer und ich, sind mitbeteiligt. Die
Initiatoren Olaf Jacobi und Friedrich von Diest sind auch Investoren.
Jetzt gerade gehen wir in die Business-Angel Runde, um Kapital zu
gewinnen. Auch das läuft hervorragend.