Die ganze Welt bloggt, nur Deutschland ignoriere den Trend der letzten Jahre. Stefan Glänzer , Chef des Weblog-Anbieter 20six berichtete auf der BlogTalk-Konferenz in Wien, dass in Frankreich und den Niederlanden mehr gebloggt werde als in Deutschland. Nico Lumma von blogg.de belegte das mit eindrucksvollen Zahlen, die wie ein (N)-Onliner-Atlas für Weblogs wirkten. Während es im Juni 2003 erst 1000 Weblogs gab, stieg die Zahl ein Jahr später auf 14.500 Weblogs, inklusive Weblogs aus Österreich und der Schweiz. Zum Vergleich: In den USA soll es 3.5 Millionen Weblogs geben. Bei 34 Millionen deutschen Onlinern in der Tat eine geringe Quote von „Amateur-Autoren“. Was sind die Gründe für die Zurückhaltung? Ist das Volk der Dichter und Denker noch nicht bereit, sich über Online-Journale auszutauschen, sei es über Kochrezepte oder über Politik? Ein Volk von Zweiflern? Kein Wunder, dass Ebay, Amazon oder Google aus den USA kommen. Hat Horst Köhler Recht, wenn er einen neuen Aufbruch und einen Mentalitätswechsel in Deutschland fordert?

Antworten gab es von den Rednern der Konferenz nicht. Eine gewisse Ratlosigkeit war festzustellen, warum nicht mehr Personen die eigene Faszination für Weblogs teilen. Fehlt ein bloggender Hans-Olaf Henkel oder Guido Westerwelle? Dabei betonen fast alle Redner der Konferenz, wie einfach Weblogs zu nutzen seien. An Anbietern von Weblog Software in Deutschland/Österreich mangelt es nicht. Es gibt z.B. blogg.de, twoday.net, myblog.de und 20six. Lumma kritiserte die Abschottung von Weblog-Portalen wie bloghaus.de und wünschte sich mehr Austausch und weniger Grabenkämpfe. [Korreketur: Nico hat mich dankenswerterweise in seinem Kommentar darauf hingewiesen, dass er nicht bloghaus kritisiere, sondern dass Blog-Software-Anbieter nicht Bloghoster-übergreifend Communities fördern, so zusagen Inzest betreiben] Vielleicht helfen ja Awards wie Preisbloggen der ZEIT oder der kommende Award der Deutschen Welle, Weblogs zum Durchbruch zu verhelfen. Ich habe anhand der Vorträge viele spannende Anwendungen von Weblogs kennengelernt und bin überzeugt: Es lohnt sich – Deutschland, bitte bloggen sie.