Vom 5. – 10. Februar findet erstmalig in Berlin das Internationale Medienkunstfestival
Transmediale statt. Veranstaltungsort ist das Haus der Kulturen der Welt. Unter dem Motto ‚go public’ werden Künstler im Dialog mit den Besuchern aufgefordert, eine neue Öffentlichkeit zu schaffen und neue Ideen für die Gestaltung und Nutzung des öffentlichen Raums im digitalen Zeitalter zu entwickeln.

Explorativ soll sich mit der kulturellen und gesellschaftlichen Bedeutung der digitalen Medien auseinandergesetzt werden; Fragen nach der sich verändernden Rolle der Öffentlichkeit in der globalen Infosphäre werden auf den Grund gegangen und die zunehmende Kommerzialisierung des öffentlichen Raumes, also auch des Internet, kritisch betrachtet. Mit Video- und Soundinstallationen, Internetprojekten, CD-ROMs und anderen interaktiven Technologien suchen die Künstler nach Wegen, den Fragen und Antworten, die die digitale Gesellschaft aufwirft, Ausdruck zu verleihen.

Im Mittelpunkt steht unter anderem das Projekt des Amerikaners Kenneth Rinaldo. Sein Werk ”
Autopoiesis” ist ein kybernetisches Ballett, das aus dem Zusammenspiel von zehn Roboterskulpturen und den Reaktionen der Besuchern entsteht. Vertreten sind auch der
Chaos Computer Club mit seiner Berliner
Blinkenlights-Installation. Die
Surveillance Camera Players kritisieren mit ihrem Projekt die Überwachungsmechanismen in der heutigen Gesellschaft durch Video- und Datenüberwachung. Special guest der Transmediale .02 ist
Ira Schneider, ein Veteran der Videokunst, der seine 1970 gegründete Zeitschrift ‘Radical Software’ zusammen mit Peter Weibel, Leiter des
ZKM Karlsruhe, vorstellt. Ein weiteres Kunstspektakel sind die New Russian Media Artists, die ihr post-sowjetisches Werk “Rituale des Verstehens” präsentieren.

Die Transmediale ist in verschiedene Veranstaltungen unterteilt. Das bunte Angebot setzt sich aus Ausstellungen, der Verleihung des Transmediale Award, einer Media Lounge, Workshops, einer mehrtägigen Konferenz und Clubnächten zusammen.

Aus 800 Einsendungen haben drei international besetzte Jurys insgesamt 16 Projekte zur Nominierung aufgestellt. Die Teilnehmer sind in drei Kategorien unterteilt: Unter den Titel ‘Image’ fallen Videoarbeiten sowie nicht-lineare Bewegtbilder. Die Kategorie ‘Interaction’ umfasst offene, interaktive Systeme, in denen die Handlung des Teilnehmers tatsächliche Veränderungen auslöst. In der letzten Sparte ‘Software’ stehen die Gestaltung und Ausführung von Computercodes im Zentrum der Arbeit. Am 9. Februar werden im
Haus der Kulturen der Welt (HKW) die Sieger ermittelt und mit dem € 5000 schweren Transmediale Award gekürt.

Die besten Arbeiten des Wettbewerbs werden im Anschluss an und begleitend zur Transmediale auch dem breiteren Publikum auf Videoscreenings präsentiert.

In der Media Lounge im Foyer des Hauses der Kulturen der Welt werden 35 internationale Projekte gezeigt, darunter die e-Commerce Seite von Michael Mandiberg (USA), der dort seinen ganzen Besitz, einschließlich der Unterwäsche, Kreditkarte und einem Stück Lebenszeit, verkauft.

Software-Kunst, Web-Movies, nicht-lineare Bildgeschichten, interaktive Sound-Maschinen und Webprojekte aus aller Welt sind in der eintrittsfreien Ausstellung vertreten und bei allen dreht es sich um das Motto ‘go public’. Die Arbeiten vom Image-Wettbewerb kann man an Videoterminals einsehen. Auch das gesamte Videoprogramm des Festivals steht dort ‘on demand’ zur Verfügung. Die Media Lounge dient nicht nur als Ausstellungsraum, sondern bietet einen anregenden Treffpunkt für die Besucher des Festivals mit gemütlichem Ambiente, Video-Großprojektionen und Ambient Musik.

Die theoretische Seite kommt auf dem Medienfest ebenfalls nicht zu kurz: Auf vier Podiumsveranstaltungen diskutieren Künstler, Medienmacher, Gesellschafts- und Kulturwissenschaftler über die Themen der digitalen Gesellschaft: Es geht unter anderem um die Veröffentlichung des Privaten, Globalisierung in den Medien, die Bedeutung von digitalen Bildern und Softwarekunst. Die Konferenz wird in Kooperation mit der
Bundeszentrale für politische Bildung veranstaltet.

Die praktisch Veranlagten und Wissbegierigen können in verschiedenen Workshops unter anderem die Kunst des Hacking erlernen, Comics in Flash entwerfen und elektronische Musik komponieren.

Audiovisuelle Kunst vom Feinsten wird an 12 Abenden im Club Transmediale angeboten. Bekannte Berliner DJs, unterstützt von Video Jockeys, sogenannten VJs, aus der internationalen Szene, legen bis spät in die Nacht ihre Platten auf. Elektronische Musik in Verbindung mit Videoimprovisationen verspricht einen aufregenden Mix und soll einen absoluten Ohren-/Augenschmaus garantieren.

Die Transmediale wird veranstaltet von den Berliner Kulturveranstaltungs-GmbH in Kooperation mit dem Haus der Kulturen der Welt, gefördert von Haupstadtkulturfonds, dem Senat von Berlin, Filmboard Berlin-Brandenburg und der Europäischen Kommission, MEDIA Programm. Ein Festival-Pass kostet zwischen € 100 und € 75, die Eintrittspreise der einzelnen Veranstaltungen variieren von € 3 bis € 20. Mehr Infos unter Service / Information auf
http://www.transmediale.de.

Erschienen am 17.01.2002