Rezzo Schlauch im Chat am 23. Mai 2001

Rezzo Schlauch"Aufbruch,
Melancholie, Poesie, Rock
" – dies alles verkörpert für Rezzo Schlauch das
in den Songs von Bob Dylan wiedergegebene Lebensgefühl. Doch nicht nur nostalgische
Augenblicke gab es im Chat von politik-digital.de und stern.de mit dem Fraktionsvorsitzenden
der Grünen. Der Genussmensch Rezzo lebt im Hier und Jetzt und interessiert sich
für Christoph Schlingensiefs Theater ebenso wie für die aktuelle Politik. Mit
den Chattern sprach er somit auch über Genforschung, die Position der Grünen
und die FDP als Konkurrenz.

Intensiv diskutiert wurde im Chat die aktuelle Position der Grünen in der
deutschen Parteienlandschaft. Die FDP will Rezzo Schlauch als Konkurrenten um
die dritte Kraft im Lande nicht Ernst nehmen, sie seien zwar "Maximalisten
in der PR
", aber "Minimalisten im Inhalt": "Ich
verstehe überhaupt nicht, warum ein Gospel-Gesangsverein, bei dessen Parteitag
nur noch das Hallelujah gefehlt hat, so Eindruck macht.
" Er selbst wolle
mit den Grünen nicht "back to the roots", sondern statt dessen
mit Kernkompetenzen wie Ökologie, Bürgerrechte und Migration im nächsten Bundestagswahlkampf
überzeugen. Dass die Grünen bei der Bundestagswahl gut genug abschneiden,
um die rot-grüne Koalition fortsetzen zu können, stehe für ihn
außer Frage: "Ich bin nicht das Orakel von Delphi, aber eine Acht
vor dem Komma wird’s
".

Rezzo SchlauchDen
Jugendverband der Grünen findet Rezzo Schlauch ein wenig langweilig: "Er
könnte etwas mehr rocken
". Einen interessanten Ansatz zur Kommunikation
nicht nur mit der Jugend sieht Rezzo in dem Schlingensief-Theaterstück, in dem
auch echte Nazis auf die Bühne treten: "Ein spannender Versuch, Sprachlosigkeit,
Täter-Opfer-Rhetorik, fruchtlose Schulddiskussion zu überwinden
". Zu Gerüchten
über eine RAF-Neugründung sagte Schlauch, er halte dies für eine
"Phantomdiskussion".

Großes Interesse zeigten die Chatter auch an dem Thema Genforschung. Einen
Tag vor dem Chat hatte der Fraktionsvorsitzende der Grünen den Gesetzentwurf
zum Schutz des eigenen genetischen Codes vorgestellt. Zu den Details befragt,
sagte Rezzo, Kernpunkte seien das Recht auf Nichtwissen und das Verbot der Verwendung
der Ergebnisse des Gentests als Grundlage von Entscheidungen im Versicherungswesen
und in der Arbeitswelt. In der Koalition gebe es zwar unterschiedliche Meinungen
zur Genforschung, allerdings berge dies nicht das Risiko einer Koalitionskrise,
denn "Gentechnik wird wie Abtreibung, Transplantation nicht im Rahmen von
Fraktionsmeinungen abgestimmt, kann daher auch nicht zum Koalitionsstreit führen.
"

Am Ende des Chats verabschiedete Rezzo Schlauch sich und eilte mit dem Fahrdienst
zum nächsten Termin. Lieber würde er im eigenen Porsche fahren, das
"ist aber leider weit weg, finanziell und wegen des grünen Verfassungsschutzes".


 

Das ausführliche Transkript finden sie hier.

 


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