Am 10. Juli fand im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2019 rund um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) die erste Diskussionsrunde einer neuen Veranstaltungsreihe statt: Karliczek. Impulse. Wie wir Künstliche Intelligenz nutzen wollen. In diesem neuen Format diskutieren Experten mit verschiedenen Fachrichtungen aus Wissenschaft und Praxis und setzten sich mit Herausforderungen der KI auseinander.

KI in der Medizin – Konsens bei den Teilnehmern

In der ersten Veranstaltung in dieser Reihe ging es um KI in der Medizin. Bundesministerin Anja Karliczek (CDU) diskutierte mit Prof. Dr.-Ing. Horst K. Hahn (Direktor des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medizin MEVIS, Bremen und Professor of Medical Imaging an der Jacobs Universität, Bremen) Prof. Dr. Manja Marz (Professorin für Bioinformatik, Friedrich-Schiller-Universität Jena) und Dr. Philipp Kellmeyer (Facharzt für Neurologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg). Carmen Hentschel moderierte das Gespräch. Nach einleitenden Worten und einem kurzen Vortrag von Prof. Hahn, ging es zu einer wenig kontroversen Diskussion über: Bei weitgehender Einigkeit ergänzten sich die Teilnehmer.
Zum Ende der Diskussionsrunde kam das Konzept der Datenspende auf. Sicherlich würde selbst eine Podiumsdiskussion, bei der es allein um Datenspende ging, nicht ausreichen, um dieses komplexe und hochinteressante Thema zu beleuchten. Dennoch war es schade, dass nur so kurz auf dieses Problem eingegangen wurde, denn die aufgeworfenen Fragen waren umso interessanter.

„Früher spendete man Blut, jetzt eben Daten“

„Früher spendete man Blut, jetzt eben Daten“ sagte Karliczek. Datenspende soll im Prinzip wie Blutspende funktionieren, nur dass man eben sein Einverständnis gebe, seine medizinischen Daten, beziehungsweise Krankheitsgeschichte, einer KI zu spenden. KIs funktionieren schließlich nur mit einer Unmenge an Daten. Blut spenden sollte man bestenfalls regelmäßig, pro Spende rettet man wahrscheinlich möglicherweise ein Leben, hat selbst aber keinen direkten Nutzen dieser Spende. Das wäre bei einer Datenspende anders: Der Zweck, eine KI mit Datenspenden zu füttern, ist ein möglichst präzises Bild einer Krankheit und ihrer Symptome zu erstellen. Die Datenspende hilft also exponentiell vielen Menschen, und potenziell auch einem selbst ¬– sofern man damit einverstanden ist und die Daten auf einen Menschen zurück-verfolgbar sind. Doch bevor man an diesem Punkt angelangt ist, gibt es schon mehrere Haken.

Zum einen, meint Karliczek, müssten die Daten anonymisiert und nicht zurück-verfolgbar sein, damit der Datenschutz gewährleistet ist. Zum anderen aber sollte ein Spender „an dem Wissen teilhaben können“. Das bedeutet konkret, man müsste die Daten verschlüsseln und anonymisieren, dieses ganze Prozedere aber wieder rückgängig machen können, wenn der Patient selbst Symptome aufweist und davon erfahren möchte. Doch natürlich stellt sich damit das Problem, dass wenn es für den Patienten möglich ist, es auch für andere möglich ist, (mit mehr oder weniger Umständen) an die Gesundheitsakten der Spender zu kommen. Eine weitere Frage stellt sich, wenn ein Spender nicht mehr Teil des Datensystems sein möchte. Kann man eine Spende rückgängig machen? Auch dafür müsste die Möglichkeit bestehen, die Daten wieder entschlüsseln zu können.
Man wünscht sich, dass diese Fragen in bei weiteren angeregten Diskussionen mehr im Detail erörtert werden.

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Titelgrafik: ©BMBF/Wissenschaftsjahr 2019