Die gerade einmal zehnjährige Geschichte der Firma Google ist voll von Legenden. Die Gründer Page und Brin erwähnen solche Anekdoten häufig in Interviews. So versuchen sie, dem Unternehmen mit einem Marktwert von 125 Milliarden Dollar weiterhin den Anstrich der kleinen, alternativen Garagenfirma zu geben – die es nie so richtig war.

Larry Page, Sohn eines Computerfachmanns, und Sergey Brin, gebürtiger Moskauer und seit dem siebten Lebensjahr in den USA lebend, lernten sich an der Stanford University kennen. Während ihrer Studienzeit experimentierten sie bereits mit linkbasierten Suchmaschinen. 1998 launchten sie dann die erste Testversion von Google. Hierfür gründeten sie im Silicon Valley in der Nähe von San Francisco mit einem Startkapital von gut 800.000 Dollar die Firma Google Inc. Der Name leitet sich vom Begriff Googol ab, der eine 1 mit 100 Nullen beschreibt.

Damals durchsuchte die Maschine bereits 60 Mio. Webseiten und wurde noch in der Alpha-Test-Phase in verschiedenen Quellen als beste Suchmaschine des Internets bezeichnet. Die Suchtechnik über Links auf anderen Seiten erwies sich als klar überlegen gegenüber anderen Ansätzen. Im Kontrast zu den damals üblichen Portalseiten wie Lycos oder Yahoo war Google auch aufgrund seines pragmatischen Designs beliebt.

Rasanter Aufstieg

So ging der Aufstieg sehr schnell. Laut der firmeneigenen Geschichtsschreibung war man anfangs in Pages Wohnheimzimmer, anschließend in „an eine Garage angeschlossenen“ Räumen beheimatet. Wie auch immer, nach wenigen Monaten hatte die Firma bereits ein Dutzend Angestellte und ein repräsentatives Büro. Zum späteren Erfolg des Unternehmens trug auch der Umstand bei, dass es sich weitgehend aus dem damaligen Dotcom-Hype heraus hielt. Man kaufte weder Anteile an anderen Unternehmen, noch ließ man sich selbst kaufen. So war Google vom Platzen der New Economy-Blase 2000 nicht betroffen.

Im Jahr 1999 vergrößerte sich das Unternehmen schnell, auch weil Yahoo und Netscape mit der Suchmaschine arbeiteten. Dem Umzug in ein richtiges Büro folgte recht bald ein zweiter Umzug nach Mountain View, wo der so genannte Googleplex entstand. Dieser ist bis heute Hauptsitz des Konzerns.

Werbung taucht auf

Nachdem man im Jahr 2000 Marktführer bei Suchanfragen geworden war, stellten Page und Brin 2001 mit Eric Schmidt einen erfahrenen Manager als CEO für den Geschäftsbetrieb ein. Ebenfalls ab 2000 wurde auf der Seite auch Werbung eingeblendet. Das innovative Konzept dahinter war, dass die Werbung auf die Suchanfrage zugeschnitten war. Somit konnte man weitaus gezielter werben als die Konkurrenz, die weiterhin dieselben Anzeigen für alle User einblendete. Allerdings blieb Google seinem Konzept treu und beschränkte sich auf textbasierte Werbung, die ins einfache Design der Seite passte. 2003 kam mit AdSense ein Angebot hinzu, mit dem fremde Webseitenbetreiber über Google personenbezogene Werbung auf ihrer Seite einblenden konnten. Etwa 20 Prozent der Einnahmen gehen dabei an Google.

Eric Schmidt, Lary Page und Sergei Brin

Das Google-Dreigestirn Schmidt, Brin und Page (von links) Foto: cc by joi

Nachdem Google schon zuvor kleinere Anwendungen neben der Suchmaschine gekauft oder entwickelt hatte, kamen ab 2004 weitere große Standbeine hinzu. Der kostenlose Maildienst Gmail überraschte mit einem Gigabyte Speicherplatz. Google Earth, ebenfalls gratis, bot Luftbilder der gesamten Welt. Im selben Jahr ging Google an die Börse, wobei der Aktienkurs am ersten Tag von 85 auf über 100 Dollar stieg. Momentan (August 2008) steht er bei 473 US-Dollar. Page und Brin wurden damit zu zwei der reichsten Personen der Welt, laut Forbes-Liste von 2008 rangieren sie heute auf den Plätzen 32 und 33.

Umstrittener Global Player

In den letzten Jahren ist Google stetig gewachsen und ist heute eine der größten IT-Firmen weltweit. Mit Google.org hat der Konzern eine große karitative Organisation, die mit einer Finanzierung von einer Milliarde Dollar gestartet wurde und sich vor allem für ökologische Themen einsetzt. Zudem bemüht sich Google um ein gutes Firmenklima. So können Angestellte aus San Francisco mit einem kostenlosen Shuttle-Service mit WLAN anreisen und die Mahlzeiten im Googleplex sind kostenlos. Um ein unkonventionelles Bild zu bewahren, setzt der Konzern etwa auf bunte Sitzbälle und Gimmicks in den Büros.

Kritik reißt nicht ab

Trotz aller Bemühungen verstummen die Kritiker nicht. Zwei der Themen sind Datenschutzrechtsverletzungen und Monopolisierungsbestrebungen. Auch die Tatsache, dass der Konzern die Suchmaschine in China auf politischen Druck manipuliert hat und oppositionelle Inhalte ausblendet, stieß auf heftige Kritik.

Trotz eines leicht rückläufigen Wachstumstrends hat Google weiter große Ziele. So ist noch für das Jahr 2008 ein Betriebssystem für Mobiltelefone angekündigt, auch im Bereich des Ökostroms soll der Einsatz verstärkt werden. Die rasante Entwicklung, die Google innerhalb von zwei Jahren zum Marktführer und in einer Dekade zur teuersten Marke der Welt gemacht hat, ist also noch nicht am Ende. Bislang hat die Geschichte Page und Brin recht gegeben.