Der Tagungsband zum ersten studentischen Kongress für politische Kommunikation in Deutschland ist erschienen. Ein lohnender Rückblick auf kommende Trends für die Kanzlermacher von morgen.



Der Tagungsband zum ersten studentischen Kongress für politische Kommunikation in Deutschland ist erschienen. Ein lohnender Rückblick auf kommende Trends für die Kanzlermacher von morgen.

Der Wahlkrimi zur vergangenen Bundestagswahl ist so manchem noch gut im Gedächtnis. Denkbar knapp hat Rot-Grün eine zweite Chance bekommen. Zeit zum Feiern blieb nicht, denn nach der Wahl ist vor der Wahl. 2004 ist das Superwahljahr: Tausende von Parteimitgliedern und Kampagnenhelfern stehen schon wieder in den Startlöchern. Die Europawahl sowie mehrere Landtags- und Kommunalwahlen stehen in diesem Jahr an. Pünktlich zum Superwahljahr 2004 geben Jenaer Studierende nun das Buch
„Trends der politischen Kommunikation“ heraus. Im Tagungsband können Kampagnenmacher nachlesen, wie Politik interessant vermittelt wird und wie man sich gegen Politikverdrossenheit wehrt. Nicht zuletzt werden schon jetzt die Kanzlermacher zur Bundestagswahl 2006 gesucht. Sie sollen maßgeblich dazu beitragen, wer in zwei Jahren das Rennen macht.

Ein Rückblick

Mit dem „Forum. Medien. Politik.“ fand im Frühjahr 2003 in Jena der erste studentische Kongress für politische Kommunikation in Deutschland statt. Experten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien debattierten mit Studenten über Trends für die Kanzlermacher 2006.

Das Bild der Politik – und wie es medial vermittelt wird – hat sich in den vergangenen Jahren rasant verändert. Der Terminus „politische Kommunikation“ ist in Deutschland kein Fremdwort. Politische Talkshows, TV-Duelle, Negative Campaigning, Online-Wahlkampf, Personalisierung, Inszenierung, symbolische Politik und Infotainment prägen unser politisches Alltagsverständnis. Politikerinnen und Politiker bedienen sich in immer professionellerer Formen der politischen Kommunikation. Die freie Wirtschaft und eigens entstandene Wirtschaftszweige verkaufen dazu die passenden Strategien und Kampagnen. Diese wiederum werden von Wissenschaftlern analysiert und von den Medien thematisiert. Das
„Forum. Medien. Politik.“ bot einen Rahmen zu spannenden und strittigen Diskussionen. Von dem Kongress ging aber auch der Aufruf zur Weiterentwicklung der politischen Kommunikation in Deutschland aus.

„Die Notwendigkeit, dass die Parteien ihre Kommunikation weiter professionalisieren müssen, steht außer Frage“, sagte Matthias Machnig in Jena. „Ich gehe davon aus, dass sich die Tendenz von 2002 zur Bundestagswahl 2006 fortsetzen wird.“ Machnig war von 1999 bis Ende 2002 Bundesgeschäftsführer der SPD und verantwortlich für die Wahlkampfzentrale Kampa in den Bundestagswahlkämpfen 1998 und 2002. Er weiß sehr genau, wie man Wahlen gewinnt und wie man Politik und Politiker verkaufen kann. Mit dem Aufbau der Wahlkampfzentrale Kampa wurde dies eindrucksvoll gezeigt.

„1998 war auch der Anfang der Professionalisierung von Politik in Deutschland“, so Axel Wallrabenstein, PR-Berater der Agentur
Publicis Public Relations GmbH. Deutschland habe dies lange Zeit verschlafen. „Jetzt sind wir auf dem Wege und können viel von Amerika lernen.“ Wallrabenstein hält langfristige Planungen und die politische „Großwetterlage“ für die entscheidenden Faktoren. „Nur wer aus Stimmungen Stimmen macht und dies kommunizieren kann, der gewinnt.“ Für Machnig, der jetzt in der Geschäftsleitung der internationalen Management- und Technologieberatung
Booz Allan Hamilton arbeitet, steht dagegen „Zukunfts- und Führungskompetenz zu signalisieren“ im Vordergrund. Doch was müssen die Kanzlermacher seiner Meinung nach noch zur Bundestagswahl 2006 beachten?

Kanzlermacher 2006 gesucht: Elektronische Medien gewinnen an Bedeutung und weitere Trends für politische Kommunikation

  • Parteien haben klägliche finanzielle Mittel.
  • Parteibindungen sind weiter rückläufig, die beiden Volksparteien haben etwa zehn bis zwölf Prozent Stammwähler, es wird immer mehr Last-Minute-Wähler geben.
  • Personen und Bilder werden wichtiger, weil den Parteien in einer differenzierten Mediengesellschaft nichts als Personalisierung ihrer Spitzenkandidaten übrig bleibt.
  • Klassische Werbung und professionalisierte politische Kommunikation werden bedeutender.
  • Die Mediengesellschaft wird weiter eine wichtige Bedeutung haben. Die elektronischen Medien gewinnen in Zukunft an Bedeutung.
  • Eine enorme Beschleunigung an Informationen und ein Überangebot an Medien wird es zunehmend schwieriger für die Politik machen, ihre Themen zu steuern.
  • Meinungsforschung wird intensiviert.

Wie auch immer es mit der politischen Kommunikation weitergeht, oder welche Ergebnisse aus den
Workshops in Jena sich bewahrheiten, für Machnig stand fest: Die Parteien müssen sich weiter professionalisieren und gesteuerte Medienkampagnen organisieren. Und die politischen Kommunikationsstrategen müssen nachdenken, wie sie politische Symbole entwickeln beziehungsweise weiterentwickeln können. „Ich freue mich jedenfalls auf den Bundestagswahlkampf 2006, weil ich ihn nicht machen muss. Sondern mir einfach anschauen kann.“