Die Landtagswahlen in Brandenburg haben im Internet schon für Aufsehen
gesorgt. Besonders durch den Domain-Mißbrauch
(siehe Stolpe gekidnappt) der CDU mit den Namen von
Manfred Stolpe und Regine Hildebrandt erfuhr der Webwahlkampf in
Deutschland eine neue Qualität. Doch von den blühenden
Internet-Landschaften ist in dem ostdeutschen Bundesland noch nicht bei
allen Parteien etwas zu sehen.

Dem Anschein nach ist der Landesverband der CDU
voll auf digitalem Draht
und hat früh vorgesorgt, um vielleicht auch ein paar noch schwankende
Wähler von ihrer Parteiarbeit zu überzeugen. Befindet man sich dann auch
erst einmal auf der website der CDU in Brandenburg, empfängt den
Besucher ein schlichtes Layout in blau. Inhaltlich setzt der
Landesverband auf Information, Fakten und Umfrageergebnisse. Auf der
Suche nach einem Forum klickt der User sich vergeblich durch das
Angebot. Jedoch kann man per e-mail direkt Kontakt mit den meisten
Kandidaten aufnehmen und seine Fragen stellen und Kommentare abgeben.
Der Spitzenkandidat Jörg Schönbohm wird zwar auf seiner persönlichen
Homepage ausführlich vorgestellt, doch hier findet sich kein Angebot für
den Web-Site Besucher, eine direkte e-mail Adresse anzuschreiben oder
sich in einer Art Forum zum Internetangebot der CDU zu äußern.

Der von der CDU digital ausgetrickste Landesverband, die
SPD
Brandenburg, wartet mit einem ähnlichen Internet-Programm auf.
Jedoch sind die Seiten etwas unruhig
gestaltet und leider findet man in den Extra-Seiten zur Landtagswahl
auch nur eine info-e-mail Adresse und keine eigene e-mail-Adresse der
Kandidaten. Aber es gibt das Programm der SPD Brandenburg als PDF-Datei
zum Download, und auch sonst ist das Angebot – genau wie bei der CDU –
sehr umfangreich und informativ.

Nicht allein auf Informationen setzt die PDS
in ihrem Internet-Angebot:
Neben der Vorstellung aller Kandidaten findet man unter dem Link
"Streitbares" Einladungen zum Chat mit Kandidaten. Klickt man "Kontakt"
in Internetprogrammen anderer Parteien an, erscheint meistens eine
e-mail Adresse zum Webmaster oder zur Informationstelle der jeweiligen Partei.
Bei der PDS hingegen werden die e-mail-Adressen von der
Landesvorsitzenden Anita Tack bis zum Vorsitzenden der Landtagsfraktion
Lothar Bisky angegeben. Insofern gibt sich die PDS von den
Landesverbänden in Brandenburger am bürgernähsten. Einen kleinen
Schönheitsfehler hat das Angebot der PDS jedoch: Die Links zu den
Rubriken "Kultur" und "Frauen" sind nicht anzuklicken. Jedoch beweist
das Angebot der PDS mit der Einladung zum Chat, dass die webmaster die
Möglichkeiten des Internets durchaus zu nutzen wissen und dadurch
Bürgernähe schaffen wollen.

Bürgernähe herzustellen ist auch das Ziel des Landesverbands der
Grünen.
Und tatsächlich schafften die Initiatoren ein Angebot, das dem
interessierten Web-Site Besucher die Möglichkeit bietet, die Kandidaten
per e-mail anzuschreiben. Sogar Elisabeth Schroedter, Abgeordnete im
Europäischen Parlament, gibt auf einer Site ihre persönliche
Internetadresse bekannt. Ein besonderer Service ist die Linkliste, die
nicht nur zur eigenen Bundespartei verlinkt, sondern auch zu
parteiunabhängigen Umweltorganisationen, Medien und politischen Foren.

Für den Preis in der Kategorie "Geschmacklosigkeit" hat die
F.D.P.
keine schlechten Chancen. Denn befindet man sich auf der Seite, auf der
man den Newsletter bestellen kann, stolziert eine nackte Frau in
regelmäßigen Abständen auf und ab. Anbei der Text:"Wir können Ihnen zwar
keine nackten Schönheiten zeigen, sie aber dafür mit jeder Menge nackter
Tatsachen versorgen." Ansonsten gestaltet sich das Internet-Angebot der
F.D.P. in Brandenburg schlicht und gewöhnlich. Immerhin kann der
Web-Site Besucher die jungen Kandidaten direkt per e-mail anschreiben.
Und auch der Spitzenkandidat Hinrich Enderlein ist per e-mail zu
erreichen, jedoch vermisst man ausführlichere Informationen zu seiner
Person. Programm, Satzung und Mitgliedsformular sind in das Angebot mit
eingebunden und recht informativ.

Erstaunlich ist die Netz-Abstinenz der DVU, der man in Brandenburg einen
großen Zulauf prophezeit. Obwohl rechtsextremistische Organisationen
sich nicht selten auch im Internet organisieren, hat die rechtsradikale
Partei keine eigene Homepage. Nur auf der Bundesseite findet man
einige Informationen zu den Kandidaten und dem Programm – retro bleibt
retro.

Insgesamt präsentieren sich die Landesverbände der großen Parteien in
Brandenburg zwar professioneller im Netz, haben ein besseres Layout als
die kleinen Parteien, doch nutzen die PDS und auch die Grünen die
Funktionalität, die das Internet bietet, weitaus besser, um Nähe zum
Bürger zu schaffen.