…allerdings nur virtuell. Bereits jetzt können Interessierte auf Wahlautomat.com spielerisch wählen. Im Mittelpunkt soll aber etwas anderes stehen: Die Seite will mehr Transparenz über Wahlen vermitteln und gegen Politikverdrossenheit ankämpfen.

Wer so kurz vor der Wahl in Hessen noch Schwierigkeiten damit hat, was genau eine Erst- oder Zweitstimme ist, der ist auf Wahlautomat.com genau richtig. Robert Völker und Norman Giolbas, zwei Studenten der Politikwissenschaft an der TU Chemnitz, starteten das Projekt im Mai 2008. Verantwortlich für die gestalterische und technische Umsetzung der Seite ist Alexander Krabbes.

Wahlautomat.com bietet Überblicke über Kandidaten, Parteien und deren Wahlkreise. Politiker können den Studenten ein Profil zu kommen lassen, welches von ihnen eingeabeitet wird. Aber der besondere Clou ist, dass bereits vorab gewählt werden kann. Natürlich zählt die Stimme nicht in der Realität: Wahlautomat.com ist eine sich ständig aktualisierende Umfrageseite. 

Gegen Politikverdrossenheit vorgehen 

Die abgegebene Erst- und Zweitstimme fließt in ein Kreisdiagramme ein. So ist sofort sichtbar, welchen Einfluss die Stimme auf die Sitzverteilung ausübt. Dennoch wollen die drei nicht als "Wahlprognoseautomat" verstanden werden. "Natürlich werden die Prognosen genauer, je mehr Menschen sich an der Wahl auf der Seite beteiligen.

Allerdings kann auch mehrmals gewählt werden, so dass der Aussagewert bezüglich der realen Wahlen eher schwierig ist. Wir hatten seit dem Start der Seite sogar schon drei Angriffe, die versuchten die Werte auf massive Weise zu manipulieren", sagt Völker.

"Wahlprognosen oder das Vermitteln von politischen Inhalten ist aber auch nicht unser Ziel", ergänzt  Giolbas. "Wir wollen Transparenz schaffen, zeigen wie das Wahlsystem funktioniert, Jungwähler dazu animieren sich spielerisch mit der Wahl auseinanderzusetzen, gegen allgemeine Politikverdrossenheit vorgehen", so Giolbas weiter.

So lässt sich z. B. auch auf der Seite des angegliederten Vereins für Beteiligung durch Transparenz e.V. ein Video zur Hessenwahl finden, das erklärt, wie die Wahl funktioniert und welche Möglichkeiten sich den Wählern bieten. Auch erlaubt die Seite durchaus Rückschlüsse auf das Mobilisierungspotential der Parteien auf ihre Wähler.  

Konservative schneiden vergleichsweise schlecht ab

Auffällig ist, dass – nicht nur bei der Stimmenverteilung zur Hessenwahl auf der Seite, sondern auch bei der Landtagswahl in Bayern 2008 – die Konservativen immer meilenweit von den realen Ergebnissen entfernt sind. Bei anderen Parteien liegt die Differenz zwischen zwei und acht Prozent zu den realen Werten und die kleineren, weniger etablierten Parteien erreichen im Netz sogar relativ gute Werte.

"Das liegt daran, dass die Wählerschaft der kleineren Parteien einfach intensiver im Netz unterwegs ist, als die der Großen. Vermehrt Resonanz erhalten wir in letzter Zeit auch von den Jugendorganisationen der Parteien. Ein anderes Beispiel ist die Piratenpartei Hessen, deren Themenschwerpunkte in der Informationstechnik und den digitalen Medien liegen. Deren Anhänger sind einfach viel im Netz unterwegs und sorgen natürlich für Traumergebnisse ihrer Partei", erklärt Giolbas.

TSG und RoKo nicht in den Profilen vertreten

Die Profile zur Hessenwahl werden von den Parteien eher wenig genutzt. Überraschend, wenn z. B. die restlichen Internetauftritte der neuen Web-Wahlkämpfer "TSG" (Thorsten Schäfer-Gümbel) und "RoKo" (Roland Koch) betrachtet werden, auf denen diese um Wählerstimmen buhlen. "Das könnte aber auch an dem arg verkürtzen hessischen Wahlkampf dieses Jahr liegen oder fehlenden Ressourcen, eben wegen der vielen Auftritte auf anderen Internetpräsensen", bemerkt Völker.