Jetzt wo auch Politiker, Parteien und sogar die „Offline-Normalos“ sich durch Facebook und Co. kleine Bühnen des Lebens im Netz errichtet haben, wird dem Web 2.0 der Totenschein ausgestellt. Die Massen-Digitalisierung führe zum Niedergang interaktiver Beteiligung, heißt es. Doch ist das Web 2.0 wirklich nur eine Modeerscheinung, die schon bald wieder „out“ ist?  Quelle: Bundesarchiv/Julia Faßbender, Lizenz:  Creative Commons Attribution ShareAlike 3.0 Germany

 

Der Abgesang auf das Internet und das Web 2.0 im Speziellen läuft gerade auf Hochtouren. Gerade jetzt, wo die virtuelle Welt über die kritische Masse hinaus begeistert.  Ausgewählte Horrorszenarien liefert Frank Schirrmacher in seinem Buch Payback mit seiner kulturpessimistischen Auseinandersetzung mit dem Medium Internet. Bei der Welt Online heißt es sogar „Das Web 2.0 hat seine besten Tage hinter sich“.

Web 2.0 schon wieder „out“?

Aber, mit dem Internet ist es nicht wie mit der Mode. Es ist nicht spätestens an dem Tag „out“, an dem es im Mode-Discounter um die Ecke von Jedermann erstanden werden kann. Das Internet und damit die Errungenschaften des Web 2.0 sind zu einem selbstverständlichen Bestandteil unseres Lebens geworden. Das wird es auch noch viel mehr und vor allem für noch viel mehr Menschen in Zukunft werden.

Es ist immer schick, Bedenkenträger zu sein – aktuelle Entwicklungen geschickt und schnell als tief schwarze Visionen an die Wand zu pinseln.  Doch das ist keine kritische Auseinandersetzung. Sicher, wir müssen uns mit den technischen Entwicklungen unserer Zeit und den daraus resultierenden Problemen und neu entstehenden Befindlichkeiten auseinandersetzen. Deshalb ist aber noch lange kein Abgesang fällig.

Innovationen bringen Veränderung

Das Internet ist kein Status-quo-Medium. Keiner weiß, was für technische Entwicklungen uns in den nächsten Jahren erwarten. Nur eine vage Ahnung davon, dass es unser Leben grundlegend verändern wird, besteht.

Das Internet funktioniert wie ein Markt – manche Produkte werden bisweilen unerwartet zum Renner und andere bleiben ein Nischenphänomen. Wobei die Online-Produkte, die weniger „in“ sind, nicht zwangsläufig aus dem Regal „Web 2.0“ verbannt werden, wie es im Mode-Discounter der Fall wäre. Diese Entwicklung zeigt, dass gewisse Innovationen und Angebote im Web 2.0 sich beizeiten selbst überholen. Das ist aber nicht das Ende des Internets oder des Web 2.0. Denn zeitgleich positionieren sich neue Angebote in den Weiten des Netzes, die mehr oder minder rasant in der Gunst der Nutzer steigen. Aufgrund der unendlichen Weite, bleibt allerdings im Netz eine Bandbreite erhalten, die theoretisch jedem Nutzer sein Produkt bietet.

Altes geht, Neues kommt

Das Ende des Web 2.0 oder gar des Internets ist also nicht in Sicht. Eine Gemeinsamkeit ist aber doch festzustellen: Die Mode im Discounter und auch das Web 2.0 unterliegen dem Prinzip: Altes geht, Neues kommt. Das Web 2.0 bleibt. Wahrscheinlich betiteln wir es nur irgendwann anders, weil die steten Veränderungen uns neue Optionen ermöglichen, von denen wir heute noch nicht zu träumen wagen