Gestern wurde in Köln der Grimme Online-Award verliehen. Acht Webseiten mit „herausragender publizistischer Qualität“ wurden ausgezeichnet. Überraschungen gab es kaum.

Der Grimme Online-Award wurde in diesem Jahr bereits zum zwölften Mal verliehen. Mit dem Preis zeichnet das Grimme Instititut alljährlich Webseiten aus, die „eine deutliche Bereicherung der digitalen Welt darstellen“, darauf legt das Grimme Institut Wert. Bei der Gala in Köln gestern Abend wurden insgesamt acht Preisträger in den Kategorien „Information“, „Wissen und Bildung“, „Kultur und Unterhaltung“, „Spezial“ und „Publikumspreis“ ausgezeichnet.

„Lebensnahe und relevante Themen“ zu transportieren war ein entscheidendes Kriterium für die Auswahl der Jury. Dies sei den prämierten Webseiten vorbildlich gelungen, heißt es in einer Pressemitteilung: „In beeindruckender Weise demonstrieren die Preisträger, welch eine hohe Qualität im Netz möglich ist, und dies bei aller Rasanz, mit der sich die Netzwelt entwickelt, immer weiter verzweigt und dabei ständig neue Räume erschließt”.

Das klingt ambitioniert, aber warum sollte im Netz keine hohe Qualität möglich sein? Dass die Preisträger hohe Qualitätskriterien erfüllen, steht außer Frage, doch lassen sie insgesamt an Innovationskraft vermissen. Ausgenommen hiervon ist Lobbypedia, ein vom Verein „LobbyControl e.V.“ betriebenes kollaboratives Online-Lexikon, in dem User ihr Wissen zusammentragen und veröffentlichen können. Das Ziel ist klar: darzustellen, wie Lobbyarbeit in Deutschland funktioniert. Außer dieser Wiki-Plattform wurden dieses Mal jedoch allesamt eher klassische Video- und Text-basierte Beiträge prämiert. Originell, inhaltlich gehaltvoll und von publizistischer Qualität zweifelsohne, doch unter technischen Gesichtspunkten war die Auswahl enttäuschend. Kein auf Daten basierendes Projekt wie etwa der multimediale Award-Gewinner „Verräterisches Handy – Was Vorratsdaten über uns verraten“ von Zeit Online und Malte Spitz wie im Jahr 2011 war dabei. Liegt es daran, dass das Angebot fehlt oder hat die Jury sich bewusst für „alte“ Medienformate entschieden? Immerhin hat es in diesem Jahr 1.900 Einreichungen und letztlich immerhin 26 Nominierte gegeben.

Der Publikumspreis ging an die umstrittene Tagesschau-App von der ARD, während in der Kategorie „Information“ zwei Webseiten ausgezeichnet wurden, die sich mit zwei auch zukünftig zentralen gesellschaftspolitischen Themen beschäftigen: Mobilität und Immigration. Das Einmann-Weblog „Zukunft Mobilität“ von Martin Randelhoff fungiert als Plattform rund um die Themen Mobilität und Verkehr. Einen Beitrag zur Multikulturalismus-Debatte hierzulande leistet laut Jury das Online-Magazin „MiGAZIN“, das vor allem als Stimme der Migranten fungiert. Besondere Erwähnung fand das Videoprojekt „berlinfolgen“ von 2470media und taz.de, das Menschen aus Berlin porträtiert, die eine Geschichte zu erzählen haben – und somit eine stimmungsvolle Hommage an die Vielfalt der Berliner Bevölkerung darstellt.

In der Begründung der Jury wird das Ergebnis so zugespitzt „Themen werden im Internet einmal mehr anders erzählt, anders präsentiert, die Leserschaft wird anders beteiligt“. Dabei kristallisiere sich „eine neue Strömung heraus, die verstärkt einen Protagonisten in den Mittelpunkt stellt: den Menschen.“

Der Mensch steht im Internet also mehr im Mittelpunkt? Das klingt zumindest relevant und lebensnah.