Geben macht glücklich – besonders
wenn man nichts dadurch verliert. Im Internet kann man mit fremdem
Geld großzügig sein: Indem man eine bestimmte Seite aufruft,
wird Aufmerksamkeit „gespendet“, für die ein Werbepartner
an eine gute Sache zahlt.

Für Unternehmen ist das interaktive Sponsoring praktisch,
weil sie nur für den Werbeeffekt zahlen, der tatsächlich
beim Verbraucher ankommt; ein Imagegewinn ist fast vorprogrammiert.
Die einfachste Umsetzung dieser Fundraising-Methode sind Seiten
wie hungersite.com
(seit dem Jahr 2000 gibt es auch eine deutschsprachige Zwillingsseite
auf TheHungerSite.de)
– dort kann der Surfer einmal am Tag auf einen Button klicken,
der eine Spende im Geldwert von ungefähr einer Tasse voll Getreide
auslöst. Auf der Folgeseite stehen die aktuellen Sponsoren.
Die Idee funktioniert so gut, dass die Betreiberfirma CharityUSA.com
inzwischen ein ganzes Netzwerk ähnlicher Seiten zugunsten von
Kindern, Tieren, der Krebsforschung oder des Regenwaldes geschaffen
hat. Allein die Hilfsorganisation Mercy
Corps
hat seit 1999 nach eigenen Angaben über eine Million
US-Dollar über hungersite.com eingenommen.

Andere Projekte nach dem Prinzip „ein Klick, eine Spende“
sind oft nicht auf Dauer angelegt. Es ist nämlich gar nicht
so einfach, die nötige Bekanntheit zu erreichen, um ständig
genügend Sponsoren bei der Hand zu haben. Bei den Besuchern
ist ebenfalls mit Fluktuationen zu rechnen: Zwar kostet es nicht
viel Überwindung, wenige Sekunden für einen Klick zu opfern.
Aber Tag für Tag bei der Stange zu bleiben, wenn jedes Mal
nur ein Cent-Betrag auf dem Spiel steht, ist nicht selbstverständlich.

Auf dieses Problem reagieren die Wohltätigkeitsportale mit
Angeboten, für die viele Internet-Nutzer sowieso viel Zeit
im Netz – auf kommerziellen Seiten – verbringen. Suchmaschinen,
Webmail oder elektronische Grußkarten: Die Möglichkeiten,
im Internet Geld zu verdienen, sind vielfältig. Ob dieses nur
die Taschen von Unternehmern füllt oder Hilfsprojekten zugute
kommt, entscheiden letztlich die Verbraucher. Die wollen natürlich
auch Qualität.
Dienste, die zugunsten von gemeinnützigen Organisationen erbracht
werden, müssen aber nicht schlechter sein als bei die Gratisangebote
der am privaten Gewinn orientierten Konkurrenz.

Beispielsweise bietet das englischsprachige Ippimail
mit 200 MB Speicherplatz für elektronische Post fast soviel
wie kommerzielle Webmail-Anbieter, inklusive Extras wie Weiterleitung,
Abwesenheitsnotiz und Abholung der Nachrichten aus anderen Postfächern.
Wer Probleme oder Verbesserungswünsche im Forum meldet, kann
mit einer schnellen Antwort von den Machern aus der Open-Source-Community
rechnen. Open Source steht für die Entwicklung von Programmen
mit offenem Quellcode insbesondere für den nichtkommerziellen
Vertrieb. Die Macher aus der Szene versprechen außerdem besonders
aktuellen Schutz vor Viren und Spam. Zehn Prozent der Einnahmen
von Ippimail sollen Open-Source-Aktivitäten zugute kommen.
Weitere 45 Prozent des Erlöses, den ein Ippimail-Nutzer generiert,
fließen an Wohltätigkeitsorganisationen seiner Wahl.

Noch häufiger als zum Nachrichtenschreiben geht der Normalverbraucher
zur Informationssuche ins Internet. Bei Benefiz-Suchportalen hat
der Surfer die Qual der Wahl: das weltweit erste war nach eigenen
Angaben die britische charitycafe.com,
die seit 2000 die Umwelt- und Hilfsorganisationen Greenpeace, World
Wildlife Fund (WWF) und Oxfam unterstützt. Wer mit den dort
verwendeten Suchmaschinen Lycos und Ask Jeeves nicht glücklich
ist, kann sich stattdessen auf searchkindly.org
zu Google umleiten lassen – welche Organisation die Provision
bekommen soll, stimmen die User dort monatlich ab.

Weit mehr als das Geld, das Suchmaschinen für einen zu ihnen
gelenkten Nutzer zahlen, ist den Online-Shops jeder neue Kunde wert.
Im deutschen Sprachraum machen sich dies zum Beispiel planethelp.de
und beneclick.ch
zunutze, die (ähnlich wie die unzähligen kommerziellen
Preisvergleichsseiten) einen Überblick über verschiedene
Einkaufsportale bieten. Von Umsätzen, die über planethelp.de
angebahnt wurden, kann die Seite bis zu fünfzig Prozent als
Provision erhalten. Davon geht wiederum mindestens die Hälfte
– je nach Kostendeckung des Portals auch mehr – an die
vom Käufer bestimmten Organisationen. Zur Wahl stehen als gemeinnützig
anerkannte Partner. Planethelp prüft auch, ob diese es nicht
ablehnen, von der jeweiligen Transaktion – etwa einer Flugbuchung
– zu profitieren. Wolfgang Blum von der Initiative Futuro
Si!
für Kinder in Lateinamerika, die im Lauf der Jahre
über tausend Euro von planethelp.de erhalten hat, sieht in
dem Einkaufsportal mit Wohltätigkeitseffekt sowohl eine zusätzliche
Finanzquelle als auch eine Chance, Hilfsbereite mit dem eigenen
Projekt bekannt zu machen: „Vielleicht kommt der eine oder
andere auch zu unseren Veranstaltungen in Düsseldorf."