Am Dienstag, den 4. Juni organisierte die Initiative D21 im Microsoft Atrium in Berlin einen Themenabend zu Künstlicher Intelligenz (KI) im Bildungsbereich. Nach einleitenden Worten und Keynote fragte eine Diskussionsrunde: „Wo und wie ist digitale Bildung sinnvoll?“

Stefanie Kaste, D21-Referentin Digitale Bildung und Co-Autorin des Denkimpulses, leitete den Abend ein, bevor sie das Wort an den Keynote-Speaker Dr. Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, gab. Er hielt eine anschauliche Rede über das Potential von Algorithmen in der Leistungsverbesserung und -optimierung von Schülern und Studenten. Anschließend moderierte der Vizepräsident der Initiative D21, Thomas Langkabel, eine Diskussionsrunde mit Saskia Esken (MdB, SPD), Dr. Anna Christmann (MdB, Die Grünen), Martin Brause (Behörde für Schule und Berufsbildung Hamburg Senat) und Olaf Gründel (Leiter des Leonardo Da Vinci Gymnasium Nauen) sowie Dr. Jörg Dräger.

„Menschen Zeit für Menschliches geben“

Der Sorge, dass in näherer Zukunft Roboter Lehrer ersetzen würden, trat Dräger schon in den ersten Sätzen seines Vortrags entgegen. Es ginge lediglich um schwache KI, die u.A. Routineaufgaben von Lehrern übernehmen könne so, dass „Menschen wieder mehr Zeit für Menschliches“ bliebe. Algorithmen erlaubten es, die Leistungen einer sehr großen Anzahl an Schülern zu analysieren und ihnen personalisierte Aufgaben zu geben. Gerade in Fächern wie Mathematik führe der Einsatz von Algorithmen zu positiven Ergebnissen vor. Anhand von Beispielen aus den USA zeigte Dräger, dass man die Leistungen vieler Schüler so stark verbessern könne. Lehrer hätten nun mehr Zeit für den Einzelnen und könnten auf spezifische Schwächen und Schwierigkeiten eingehen. 

Pädagogik und Technik: ein Henne-Ei-Problem?

Zum Abschluss forderte Dräger eine andere Priorisierung und Reihenfolge bei der Digitalisierung von Schulen. Es wird darauf bestanden, dass Schulen Smartboards haben; es wird die Frage diskutiert, ob Tablets oder Laptops eingeführt werden sollten. Dabei liegt in der ganzen Zeit eigentlich noch kein pädagogisches Konzept vor, wie diese Materialien eingesetzt werden sollten. Das führt häufig dazu, dass Lehrer sich überfordert fühlen. Sie nutzen diese neuen Möglichkeiten dann nicht konstruktiv und sinnvoll. Dadurch kämen direkt und indirekt finanzielle sowie zeitliche Ressourcen abhanden. Es würde nicht nur in die Materialien investiert, die Lehrkräfte müssten auch ausreichend geschult werden. Die Grünen-Abgeordnete Dr. Anna Christmann nannte dies später in der Diskussionsrunde ein Henne-Ei-Problem: so lange es kein pädagogisches Konzept gäbe, in der die Nutzung von Technik sinnvoll sei, würden viele Lehrer sich sträuben letztere einzusetzen. Andererseits scheint ein pädagogisches Konzept nur dann sinnvoll, wenn es umsetzbar ist – und dazu gehört, dass die nötigen Ressourcen existieren.

Die Lösung zum Henne-Ei-Problem

Dräger schlug vor eine „top-down“ Herangehensweise anzunehmen. Was sei überhaupt das Ziel einer digitalen Bildung? Darüber müssten sich Bildungspolitiker, Lehrkräfte, Eltern und andere involvierte erst einmal im Klaren sein. Daraus könne man dann eine adäquate Pädagogik entwickeln. Überarbeitete Lehrpläne in Schulen, sowie in der Ausbildung von neuen Lehrern, und Fortbildungen für bereits erfahrene Lehrer würden dann angepasst werden. Dann erst sollte sich die Frage stellen, ob Tablets oder Laptops sinnvoller wären. Zurzeit finge man mit letzterem an und komme so nicht dazu, den Sinn und Zweck einer digitalen Bildung zu erörtern, geschweige denn einen zweckmäßigen Lehrplan zu entwickeln.

Die Initiative D21 veröffentlicht die Livestreams zu ihren Veranstaltungen auf Youtube:

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