Am 15. November fand im Radialsystem am Ostbahnhof der vierte NKF-Summit statt. Knapp 500 Teilnehmer aus Startups, Corporates und anderen Organisationen hatten die Möglichkeit, sich auszutauschen, Vorträge von Speakern aus verschiedenen Branchen und Unternehmen zu hören und voneinander zu lernen.

Ziel des Summits ist es laut Veranstalter Jan Thomas, Brücken zu bauen und Corporates, also etablierte Firmen, und Startups zusammenzubringen. Dabei ging es unter anderem um die Zukunft der Arbeit, die Zukunft der Gesellschaft und auch um die Zukunft der einzelnen Unternehmen, denen aufgrund der voranschreitenden Digitalisierung mitunter bedeutende Veränderungen bevorstehen. Bei diesen Veränderungen könnten die Startups helfen, so Thomas weiter, Startups wiederum brauchen die Förderung und Beratung der großen Unternehmen. Somit würden beide Seiten profitieren und den Summit als Plattform der Vermittlung nutzen. Highlights der Veranstaltung waren die Speed-Networking Sessions, bei denen unterschiedliche Persönlichkeiten zusammentreffen konnten und die zum ersten Mal stattfindenden MasterClasses zu Themen wie Blockchain.

Viel Beachtung fand der Vortrag von Chris Boos zum Thema Künstliche Intelligenz. Der CEO von arago, einem Pionier-Unternehmen im AI-engineering, sieht eine gewaltige Transformation der ökonomischen Landschaft. Wirtschaftsmodelle würden sich ändern, z.B. da die individuelle Automatisierung die bisherige Skalenökonomie erübrige. Darüber hinaus erläutert er den Unterschied zwischen Narrow KI-Systemen, bei denen ein Algorithmus auf ein Problem angewendet wird und somit als nur effizienzbringende Insellösung fungiert, und den weitaus wertvolleren General KI-Systemen, die mit einer Technologie mehrere Probleme zu lösen vermögen. Von der deutschen Wirtschaft erwartet er mehr Risikobereitschaft, da es langfristig gefährlicher sei, nicht in die KI-Forschung zu investieren, als es zu versuchen und zu scheitern.

Tiefe Einblicke in die Veränderung von Wirtschaftsmodellen lieferte auch der Vortrag von Florian Heinemann vom Venture Capital Unternehmen Project A. Er skizziert, wie operatives Geschäft und Investment-Geschäft in vielen Unternehmen immer weiter verschmelzen, da die Organisationen im Konkurrenzkampf ständig „Neues in der Pipeline“ haben müssen. Dabei müssen die Organisationen früh erkennen, welche Innovationen ihr operatives Geschäft später mal prägen werden und sich möglichst früh die notwendigen Kompetenzen kaufen oder entwickeln. Außerdem empfiehlt er, die bisherigen Konkurrenzgrenzen zu überdenken, da zukünftig nicht mehr die Hardware, z.B. der Motor eines Autos, sondern vielmehr Komponenten wie Kundenkontakt und Service entscheidend seien. Schwierigkeiten erwartet Heinemann für die deutsche Wirtschaftsstruktur, da die sich weiterverbreitende Tendenz des „Winner takes it all“-Prinzips wie in den USA momentan noch konträr zur mittelständischen Struktur der deutschen Wirtschaft stehe.

Einen etwas anderen Einblick in die Welt der Kreativität und Innovation lieferte der Vortrag von Andre Bappert von der CODE University Berlin. Bappert kritisiert den Konflikt zwischen Theorie und Praxis an vielen Universitäten. „Studierende in Europa verbringen jeden Monat mehr als 1.700 Jahre in Vorlesungen damit, Erkenntnisse von anderen zu erlernen, statt praktisch und innovativ zu arbeiten.“ Dabei hätten Bootcamps und Hackathons doch längst gezeigt, dass alternative Lernmodelle in viel kürzerer Zeit Kompetenzen vermitteln. Bappert gründetet daher die Initiative Eutopia, die ein Netzwerk aus Corporates, Universitäten, Studierenden und NGOs schaffen soll. Darin könnten die Organisationen Probleme definieren, die von den Studierenden in praktischer Projektarbeit gelöst werden könnten. Gemeinsam könne so das europäische Bildungssystem näher an die Praxis gebracht werden und systematisch Innovation betrieben werden. Im besten Fall würde dies sogar noch mit Credit Points belohnt werden.

Insgesamt bot die Veranstaltung nicht nur Netzwerkmöglichkeiten, sondern interessante Vorträge und Anregungen. Beim nächsten Summit in Dresden wird es u.a. um Mobility, Logistik, Transport, IoT und Industrie 4.0 gehen.

 

Titelbild: Philip Matthiessen / politik-digital.de