Screenshot MdB Marco Bülow auf YouTubeSoziale Netzwerke wie Facebook und Twitter gehören mittlerweile zum Standardrepertoire vieler deutscher Abgeordneter. Etwa die Hälfte der Parlamentarier ist bei Twitter aktiv. Der Dortmunder MdB Marco Bülow (SPD) hat jetzt auch die Videoplattform YouTube für sich entdeckt.

Mit seinem neuen Videoformat 120 Sekunden Bülow will der Abgeordnete den Austausch mit BürgerInnen intensivieren, Interessierte erreichen und neue Zielgruppen für Politik begeistern. Damit folgt Bülow dem Trend zu einer transparenteren Außendarstellung. Kurz, kompakt und aktuell will der Dortmunder über seine Arbeit im Bundestag berichten und in den zweiminütigen Videos die Themen klar benennen, für die er sich einsetzt.

Traut euch!

Bülow ist nicht der erste deutsche Politiker, der mit einem eigenen Kanal aktiv ist. In den vergangenen Monaten haben u.a. auch die NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und der bayrische Finanzminister Markus Söder das Format für sich entdeckt. Die Grünen-Abgeordnete des bayrischen Landtags Katharina Schulze hatte ihre Videoreihe „Katha Aktuell“ bereits vor etwa einem Jahr gestartet. Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil hielt im Wahlkampf 2012 seine AnhängerInnen, 100-Tage lang, mit täglichen YouTube-Clips auf dem Laufenden und auch die Bundestagsfraktionen (CDU/CSU, SPD, BÜNDNIS 90/GRUENE, DIE LINKE) nutzen die Videoplattform.

Dennoch wird ganz unterschiedlich an das Medium herangegangen. Bülow und Schulze greifen in ihren 1-3-minütigen Videos einzelne Themen heraus und erklären ihre Position. Auch weniger politikinteressierte BürgerInnen können dadurch nachvollziehen, wofür PolitikerInnen einstehen und sich stark machen. Söder hält sich dagegen betont kurz, gibt aber dafür persönliche Ein- und Ausblicke ins Tagesgeschäft des bayrischen Finanzministers. Die Karpfensaisoneröffnung in Franken darf da natürlich nicht fehlen – im traditionsverbundenen Bayern gewinnt er dadurch an Nähe zu BürgerInnen. Kraft besticht durch ihre teils ungeschnittenen Videos aus dem politischen Alltag der NRW-Landeschefin. Dass sie die Kamera dabei selbst in der Hand hält und es an einigen Stellen etwas wackelig zugeht, schadet überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil, das wirkt authentisch.

Hautnah und aktuell

Politik muss nachvollziehbar, transparent und verständlich sein. Auch für diejenigen, die sich weniger für Politik interessieren. Die letzte Rede im Plenarsaal ins Netz zu stellen hilft dabei nicht weiter. BürgerInnen ist häufig nicht bewusst, wie der politische Berufsalltag aussieht und was „die da oben“ eigentlich machen. Da stellt sich schnell die klassische Frage, warum die eigentlich im Bundes- oder Landtag sitzen.

Der Ansatz von Bülow, Schulze, Kraft und Söder ist deshalb genau der richtige Weg mit der Materie umzugehen. Durch die Einblicke in ihren beruflichen Alltag, schaffen sie es, nicht künstlich zu wirken.

Die Mühe lohnt sich

Selbst wenn der Arbeitsaufwand für die kurzen Videosequenzen zu Beginn hoch sein mag, der Aufwand zahlt sich aus. Besonders videobasierte Netzwerke wie YouTube haben das Potential, persönliche Einblicke in die Arbeit der Abgeordneten aufzuzeigen und Vorurteilen zu begegnen – das schafft Vertrauen.

Natürlich laufen auf YouTube nicht nur Katzen- und russische Dash-Cam-Videos, alle Bereiche des öffentlichen Lebens finden auf digitalen Plattformen ihren Platz. Politik gehört dazu. In den USA, dem Land des medialen Wahlkampfes, hat man dies bereits erkannt. Derartige Formate sind dort deshalb schon lange zentraler Bestandteil des politischen Tagesgeschäfts. Übrigens ist auch die Digitale Bürgersprechstunde von politik-digital, in der sich PolitikerInnen den Fragen und Antworten von BürgerInnen stellen, auf Youtube zu finden.

YouTube bietet dabei zusätzlich die Möglichkeit, besonders mit jüngeren BürgerInnen in Kontakt zu kommen. Sie machen die größte Gruppe der YouTube-NutzerInnen aus. Wollen PolitikerInnen alle BürgerInnen in ihre Politik miteinbeziehen, sind die hautnahen und persönlichen Einblicke von Bülow und Co. erfolgsversprechend. Und das nicht nur auf YouTube, mittlerweile haben PolitikerInnen auch Instant Messenger wie Whatsapp und Snapchat für sich entdeckt und vernetzen sich mehr und mehr.

Titelbild: Screenshot aus dem YouTube-Video 120 Sekunden Bülow – Obszöne Ungleichheit von Marco Bülow MdB

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