Am Donnerstag, 06. Januar, war Ulrike von Pilar, Geschäftsführerin
der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" von 13
bis 14 Uhr zu Gast im tacheles.02 Live-Chat von tagesschau.de und
politik-digital.de. Sie beantwortete Fragen über den Einsatz
von "Ärzte ohne Grenzen" in der Tsunami-Katastrophenregion
und anderen Krisengebieten sowie über den Umgang mit Spendengeldern



Moderator:
Liebe Politik-Interessierte, herzlich willkommen
im tacheles.02-Chat. Die Chat-Reihe tacheles.02 ist ein Format von
tagesschau.de und politik-digital.de und wird unterstützt von
tagesspiegel.de. Im ARD-Hauptstadtstudio ist heute Ulrike von Pilar,
Geschäftsführerin der Hilfsorganisation "Ärzte
ohne Grenzen", zu Gast. Herzlich Willkommen Frau von Pilar.
Ulrike von Pilar: Vielen Dank, dass ich kommen konnte!
Moderator: „Ärzte ohne Grenzen“ haben zu so genannten
freien Spenden aufgerufen, da für das Seebeben genug Geld aufgelaufen
sei. Das können viele nicht verstehen: Wie kann man genug Geld
haben ?

Ulrike von Pilar: Zuerst möchte ich mal sagen, dass wir von
der Großzügigkeit der Spender völlig überwältigt
worden sind und sehr dankbar sind für diese ungeheure Großzügigkeit.
Wir haben in den ersten 10 Tagen nach dem Seebeben mehr als 30 Millionen
Euro an Spenden erhalten. Das ist fast doppelt so viel wie wir im
Jahr 2003 eingenommen haben. Aber als medizinische Nothilfeorganisation
sind wir vor allem in den ersten Monaten nach einer Katastrophe
tätig. Und die großen Programme, die wir im Moment in
der Region haben, sind zumindest für diese erste akute Phase
völlig finanziert. Wie weit wir darüber hinaus auch im
Wiederaufbau tätig sein werden, ist im Moment überhaupt
nicht abzusehen. Und deshalb wollten wir unseren Spendern das auch
ehrlich mitteilen.

manne dumke: Frau Pilar, was machen Sie
mit eigentlich mit all dem Geld? Wird es eine Art Liste geben in
der man nachlesen kann wofür Sie das ganze Geld ausgeben?

Ulrike von Pilar: Es wird auf jeden Fall
Berichte geben, darüber, wie das Geld ausgegeben worden ist.
Übrigens kann man bereits jetzt erste Angaben dazu auf unserer
Homepage finden. Im Moment werden von den Spenden in erster Linie
medizinisches Material und Mittel zur Wasseraufbereitung sowie natürlich
Personal wie auch Transportkosten unter anderem für die in
Aceh eingesetzten Hubschrauber finanziert.

Bertram: Ihre Organisation lehnt weitere
zweckgebundene Spenden für Asien ab. Welche andere Region benötigt,
ihrer Meinung nach, ebenso finanzielle Unterstützung?

Ulrike von Pilar: Dazu würde ich
gerne zuerst sagen, dass wir nur zweckgebundene Spenden für
diese Regionen für unsere Organisation ablehnen. Das gilt natürlich
nicht für andere Organisationen. Die Regionen die weiterhin
am stärksten unsere Unterstützung benötigen sind
im Moment vor allem Dafur, Kongo, Uganda wie auch die Länder
Westafrikas und viele andere, nicht zu vergessen Tschetschenien.
„Ärzte ohne Grenzen“ arbeitet international in
ca. 80% aller Länder.

Moderator: Da stark nachgefragt, im Doppelpack:

berthold: Frau von Pilar, wie verwenden
Sie "überschüssige" zweckgebundene Spenden?

Joerghell: Was machen Sie jetzt nach
dem Stopp mit Spenden, die speziell auf das Beben ausgeschrieben
sind?

Ulrike von Pilar: Im Moment wissen wir
nicht, wie hoch genau unsere Ausgaben für diese Katastrophe
sein werden. Unsere Budgets steigen täglich, demnächst
dann hoffentlich eher wöchentlich. In sofern kann man diese
Frage im Moment nicht beantworten, es wird sicher einige Monate
dauern und so lange werden wir auf jeden Fall in der Region arbeiten.
Nur als Beispiel: Wir haben inzwischen über 300 Tonnen an Material
in die Region geschickt. Das alleine verschlingt natürlich
riesige Summen. Wir werden uns aber verpflichten Spenden auch zurück
zu überweisen, an Spender, die das möchten, und wir werden
dann nach dem Ende der akuten Katastrophenphase die medizinische
Situation in der Region evaluieren und feststellen, wie weit eine
Beteiligung von „Ärzte ohne Grenzen“ an weiteren
medizinischen Programmen notwendig ist. Wir werden uns immer bemühen
besonders für Gruppen der Bevölkerung, die eher kaum Zugang
zu einer vernünftigen Grundversorgung haben, da zu sein.

MarkScholtz: Ich habe an „Ärzte
ohne Grenzen“ gebunden an die Flutkatastrophe gespendet. Seit
letzter Woche geben Sie durch die Meiden bekannt, dass man entweder
allgemein Spenden soll, oder an andere Hilfsorganisationen. Kann
ich meine Spende nachträglich neutraler für Sie machen,
auf dass Sie das Geld woanders einsetzen können, wo es auch
sinnvoll ist? Was passiert mit dem überschüssigen Geld,
was Sie vielleicht für die Flutkatastrophe nicht mehr ausgeben?

Ulrike von Pilar: Das wäre uns eine
große Freude. Viele Spender wissen ja nicht, dass sie mit
ihrem Stichwort uns verpflichten (was ja auch richtig ist) das Geld
in der Katastrophenregion auszugeben. Viele Spender haben uns geschrieben,
dass sie sowieso erwartet hätten, dass wir das Geld in jedem
Fall dort einsetzen, wo es am nötigsten ist, auch wenn das
vielleicht nicht in jedem Fall Asien wäre. Insofern, ja, man
kann ihre Spende jetzt umwidmen und wir bedanken uns dafür.
Wir wären Ihnen auch dankbar für eine E-Mail mit Datum
der Überweisung, Name und Adresse in dieser Sache. Und nur
zu Ihrer Information: genau das versuchen wir mit vielen anderen
Spendern zu erreichen, indem wir sie kontaktieren und dann überlegen,
ob man die Spende umwidmen kann oder ob der Spender es doch vorzieht,
das Geld zurückzuerhalten und es einer andere Organisation
zur Verfügung stellt, was wir völlig verstehen.

Moderator: Zwei Fragen mit ähnlichem
Tenor:

tom: „Ärzte ohne Grenzen“
ist vom DZI (Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen)
mit dem Spendensiegel ausgezeichnet (eine Art Prüfsiegel).
Prüfkriterium sind auch die Verwaltungsausgaben. Wie viel Prozent
der Einnahmen werden für die Verwaltung in ihrer Organisation
aufgebraucht?

Dan41: Wie viel von dem Geld kommt an
– wie viel verschwindet in der Verwaltung?

Ulrike von Pilar: International hat „Ärzte
ohne Grenzen“ sich selber Regeln gesetzt. Und die Regel bezüglich
der Verwaltungskosten heißt, dass wir nicht mehr als 20% der
Einnahmen in Verwaltung und Werbung und Fundraising investieren
dürfen. In Deutschland liegen die Verwaltungskosten seit Jahren
bei 15 % für Werbung, Verwaltung, Öffentlichkeitsarbeit
und Fundraising. Die reinen Verwaltungskosten liegen ungefähr
bei 4 %. Diese Ausgaben und unsere Finanzberichte werden zudem regelmäßig
von Wirtschaftsprüfern überprüft

Randolfine: Wie kann ich mich anders
als durch Geld engagieren?

Ulrike von Pilar: Das ist in solchen Katastrophensituationen in
der Tat nicht so einfach, da die Art der Arbeit, die wir vor Ort
leisten erfahrene und sehr kompetente Mitarbeiter aus verschiedenen
Berufssparten erfordert. Natürlich in aller erster Linie Ärzte
und medizinisches Personal, aber auch z.B. Logistiker und Verwaltungsfachleute.
Insofern ist das in den Projekten für unerfahrene freiwillige
Mitarbeiter nicht möglich. Wir haben aber immer wieder ehrenamtliche
Mitarbeiter wie auch Praktikanten und Studenten, die uns in unserem
Berliner Büro helfen. Aber im Moment sind die Kapazitäten
da beschränkt. Manchmal machen freiwillige Helfer auch Informationsstände
auf lokalen Veranstaltungen, das geht aber nur in Absprache mit
dem Berliner Büro. Besonders wichtig erscheint mir aber, dass
engagierte Menschen, die unsere Arbeit unterstützen wollen,
mit dazu beitragen, dass die vergessenen Krisen und Konflikte nicht
noch mehr in Vergessenheit geraten. Wer spricht heute noch von Tschetschenien
oder Uganda?

Moderator: Wir wechseln das Thema und
kommen auf die konkrete Arbeit von „Ärzte ohne Grenzen“
zu sprechen:

hugo: Die Arbeit bei "Ärzte
ohne Grenzen" ist für das medizinische Personal in den
Krisenregionen sicherlich nicht leicht. Hat Ihre Hilfsorganisation
Schwierigkeiten Ärzte zu finden oder gibt es genügend
Bewerber?

Ulrike von Pilar: Es gibt viele Mediziner,
die gerne mit uns arbeiten würden, und die auch die den hohen
Anforderungen genügen. Aber: Es ist in Deutschland außerordentlich
schwierig, besonders für Ärzte, sich in ihren Kliniken
oder Praxen für humanitäre Einsätze freistellen zu
lassen. Auch deswegen, weil man sich bei „Ärzte ohne
Grenzen“ in aller Regel für mindestens 9 Monate verpflichten
sollte.
Wir appellieren daher immer wieder an die verantwortlichen Chefärzte,
das humanitäre Engagement als einen wesentlichen Aspekt der
Arbeit eines Mediziners anzusehen. Leider kann man nur selten sagen,
dass die Erfahrung in humanitären Projekten der Karriere förderlich
oder hoch angesehen ist. Das ist auch deswegen sehr bedauerlich,
weil ich noch nie einen Mediziner oder eine Krankenschwester getroffen
habe, die nicht in hohem Maße von ihrer humanitären Erfahrung
profitiert hätte, auch wenn die Einsätze oft sehr hart
sind. Insofern suchen wir immer kompetente Mediziner, Pflegekräfte
aber auch Techniker, die diese Herausforderung annehmen können
und dann möglichst auch für ein paar Jahre mit uns
arbeiten können. Denn erfahrenes Führungspersonal für
diese sehr schweren Projekte gibt es nie genug. Mehr Informationen
dazu gibt es auf unserer Homepage www.aerzte-ohne-grenzen.de.

malve: Wie gut sind die Ärzte in
den Krisengebieten ausgestattet? Verfügen sie über den
gleichen Standard, der uns bekannt ist, oder haben die Ärzte
nur die nötigsten medizinischen Instrumente und Medikamente?

Ulrike von Pilar: Also ehrlich gesagt
sind wir sehr stolz, dass unsere Ärzte meistens zumindest die
nötigste Ausrüstung haben, weil schon das nicht immer
selbstverständlich und leicht zu erreichen ist. Wobei man gleich
dazu sagen muss, dass für die Arbeit in Konflikten und Katastrophen
in armen Ländern oft eine ganz andere Grundausrüstung
nötig ist, als wir sie hier kennen. Aber den technischen Standard
eines Kreisstadtkrankenhauses kann man in solchen Situationen
natürlich nicht zur Verfügung stellen. Zumal unsere lokalen
Kollegen, die immer noch den größten Teil der medizinische
Arbeit leisten, mit einer Ausrüstung arbeiten müssen,
mit der sie umgehen können.

Moderator: Nach einer solchen Katastrophe
herrscht vor Ort ein riesiges Chaos. Wie findet sich eine Hilfsorganisation
zurecht? Wo setzen Sie an?

Ulrike von Pilar: „Ärzte ohne
Grenzen“ hat in fast allen vom Seebeben betroffenen Ländern
schon gearbeitet oder war sogar vor Ort. insbesondere in den beiden
am schwersten betroffenen Ländern Sri Lanka und Indonesien
kennen wir die zerstörten Provinzen von unserer früheren
Arbeit. Insofern konnten wir da sofort einsetzen und unsere alten
Kontakte mobilisieren. Ansonsten setzten wir uns natürlich
immer sofort sowohl mit den lokalen Autoritäten als auch mit
eventuell vor Ort bereits existierenden Organisationen in Verbindung.
Besonders wichtig ist z.B. für uns der Kontakt mit dem Internationalen
Komitee des Roten Kreuzes, aber natürlich oft auch schlicht
mit dem nächsten Krankenhaus.

Schweiztourist: Guten Tag. Mich interessiert
sehr, ob und wie Ihre Organisation den logistischen Aufwand bewältigt.
Denn selbst wenn Sie mehr Geld haben, als Sie bräuchten, muss
das medizinische Gerät ja erst in das betroffene Gebiet gebracht
werden, von Personal und Helfern ganz zu schweigen. Wo kommen in
solchen Situationen die Unterkünfte her, wie wird der Nachschub
von Medikamenten gewährleistet? Ich jedenfalls stelle es mir
sehr chaotisch vor.

Ulrike von Pilar: Wir haben in den letzten
ca. 25 Jahren genau an diesem Problem heftig gearbeitet und haben,
glaube ich, eine ganz gut funktionierende Logistik gerade auch für
die Versorgung mit medizinischen Material aufgebaut. Die zentrale
Idee unserer Logistik ist, dass wir an mehreren Orten in der Welt,
vor allem an drei europäischen Flughäfen, vorgepackte
Module haben, die Material für verschiedene Situationen enthalten.
Z.B. gibt es einen so genannten Kit der Material für die medizinische
Grundversorgung von 10.000 Menschen für 3 Monate – typischerweise
für ein tropisches Land – enthalten. Von diesen Kits
und Modulen gibt es um die 150, so zum Beispiel .auch ein Spezialmodul
für chirurgische Operationen, für die Versorgung von Cholera-Patienten
oder ein Hebammen-Kit. Ähnliches gibt es für die technische
Ausrüstung eines Projekts, also Fahrzeuge, Computer, Funkausrüstung,
Büromaterial, Zelte, Decken. Und das beantwortet dann vielleicht
auch bereits ein wenig die Frage nach der Unterkunft. Es sind oft
in den ersten Wochen wirklich Zelte, Matratzen und Schlafsäcke,
aber es gibt dann immer einen Logistiker, der sich vorrangig um
die Unterkunft und Versorgung der freiwilligen Helfer vor Ort kümmert.

Moderator: Zwei Fragen zu den Gefahren
für die beteiligten Helfer:

heidi: Wie gefährlich ist es für
die Ärzte sich in politisch instabilen Krisenregionen zu engagieren?

Randolfine: Welche Gefahren bestehen
für freiwillige Helfer in den Krisengebieten?

Ulrike von Pilar: „Ärzte ohne
Grenzen“ versucht ganz besonders Menschen in Krisen und Konfliktsituationen,
für die oft die Versorgung zusammengebrochen ist, zu erreichen.
Insofern ist diese Arbeit nie nur ein Spaziergang oder Ferientrip.
Aber „Ärzte ohne Grenzen“ nimmt natürlich
die Sicherheit der Mitarbeiter sehr ernst und insofern gibt es in
jedem Projekt spezifische Regeln und Vorkehrungen, um diese Sicherheit
soweit wie möglich zu garantieren. Natürlich gibt es in
diesen schwierigen Situationen durchaus Aspekte, die das Leben der
Mitarbeiter ein bisschen ungemütlich machen können. Das
fängt oft schon an mit dem Klima und den Arbeitsbedingungen,
das kann durchaus auch besondere Gesundheitsrisiken einschließen.
Wir müssen uns alle regelmäßig impfen und uns in
vielen Ländern z.B. um Malariaprophylaxe und Ähnliches
kümmern. Da in vielen dieser Länder die Infrastruktur
nicht gut funktioniert, kann es durchaus ein Problem sein, von einem
Ort zum anderen zu gelangen. Ich war selbst im August während
der Regenzeit in Dafur und es war schon manchmal extrem schwierig,
durch die Schlammlöcher zu kommen, so dass man oft für
25 Kilometer 3 bis 4 Stunden braucht.

Clburk: Liebe Frau von Pilar, als Diplom-Psychologe
würde mich interessieren, inwiefern, sowohl für Opfer
in Krisengebieten als auch wegen der außerordentlichen Belastungen
der Helfer, auch eine psychologische Begleitung stattfindet.

Ulrike von Pilar: Es gibt sowohl psychosoziale
Projekte in vielen Krisengebieten wie auch eine psychologische Betreuung
der Mitarbeiter.

Moderator: Wegen der starken Nachfrage
nach aktiver Mitarbeit, hier der entscheidende Link:
http://www.aerzte-ohne-grenzen.de/Mitarbeit.php

schweiztourist: Was ist mit dem Personal
vor Ort, bekommen diese Leute Geld für ihre Arbeit?

Ulrike von Pilar: Ja, die internationalen
Mitarbeiter bekommen eine Aufwandsentschädigung und die Versorgung
vor Ort. Aber hohe Gehälter gibt es bei uns nicht. Im Moment
liegt die Eingangsstufe bei 600 Euro im Monat.

Julius Roemmler: Aus wie vielen Fachleuten
besteht in der Regel ein "Team", von denen wahrscheinlich
mehrere in Katastrophengebiete geschickt werden?

Ulrike von Pilar: Die Teams haben ganz
unterschiedliche Größe, aber es ist eigentlich immer
ein Mediziner, ein Logistiker, ein Verwaltungs- und Finanzverantwortlicher,
ein Projektleiter/in und dann eben ein oder mehrere erfahrene Pflegekräfte,
die dann die lokalen Mitarbeiter anleiten und organisieren, wo das
nötig ist.

Moderator: Experten kritisieren, in der
Krisenregion würden sich die einzelnen Hilfsorganisationen
nicht gut genug miteinander abstimmen. Viele wollten alles machen
und es gäbe zu viele Trittbrettfahrer. Wie ist ihr Eindruck?

Ulrike von Pilar: Als wir vor acht Tagen
in Aceh unsere Arbeit begonnen haben, gab es viel zu wenig Hilfsorganisationen,
genau gesagt drei, soviel ich weiß. Da war das größere
Problem zu den von der Katastrophe betroffenen Menschen zu gelangen,
da die Transportwege zerstört sind. Inzwischen sind natürlich
sehr viele Organisationen vor Ort. Und da in Aceh selbst so viel
zerstört ist, ist schon deswegen die Koordination nicht immer
einfach. Aber wir wissen zumindest ziemlich genau, was wir zu tun
haben. Das hängt ganz von der Regierung ab, aber im Moment
wissen alle Regierungen, dass sie die Hilfsorganisationen unterstützen
müssen und tun das auch.

distelfink: Die Armeen dieser Welt helfen
auch kräftig mit. Gibt es eine Zusammenarbeit und wie gestaltet
die sich?

Ulrike von Pilar: In einer Naturkatastrophe
wie dieser kann das Militär Dinge leisten, die andere nicht
leisten können und gebraucht werden. Und dann sind wir auch
in regelmäßigen Kontakt mit denen. Ansonsten ist ja ÄOG
dafür bekannt, dass wir eine gesunde Distanz zum Militär
halten.

Stephan: Wie kooperativ sind die Regierungen
der betroffenen Länder, in denen Sie helfen?

UVP: Wie bewerten Sie die Medien, die
fast nur mediengerecht präsentierbare Katastrophen beachten?

Ulrike von Pilar: Wir setzen uns immer
sehr dafür ein, dass auch über die vergessenen Krisen
und Konflikte berichtet wird. Das ist natürlich nicht immer
einfach. Aber im Moment sind ja wirklich alle Menschen so aufgewühlt
und betroffen über das Ausmaß der Katastrophe in Asien,
dass man vielleicht erst ab nächster Woche wieder erwarten
kann, mehr über Dafur zu hören.

Moderator: Letzte Frage: Die Bundesregierung
stellt 500 Millionen Euro zur Verfügung. Ist das nicht eine
populistische Maßnahme? Mit einem kleineren Teil der Summe
könnten womöglich viele neue Aids-Infektionen in Afrika
verhindert werden.

Ulrike von Pilar: Wir erwarten natürlich
von der Bundesregierung, dass die Mittel für Aids Programme
in Afrika gleichzeitig aufgestockt werden. Außerdem würde
ich gerne noch betonen, dass viele Organisationen nach wie vor Spenden
für Asien dringend benötigen und das wir deswegen Spendern,
die für den Wiederaufbau in der Region spenden wollen empfehlen,
diese Organisationen zu berücksichtigen.

Moderator: Unsere 60 Minuten Chat sind
vorbei, vielen Dank für das große Interesse. Herzlichen
Dank, Frau von Pilar, dass Sie sich die Zeit zum chatten genommen
haben. Das Transkript dieses Chats finden Sie wie gewohnt auf den
Seiten der Veranstalter. Der nächste Chat findet am Dienstag,
18. Januar um 13 Uhr statt. Chat-Gast ist dann CSU-Landesgruppenchef
Michael Glos.

Ulrike von Pilar: Ich bedanke mich für
die interessierte Teilnahme und verabschiede mich bis zum nächsten
Mal.