Viel zu viel landet im Netz: die falschen Bilder, die falschen Kommentare, peinliche Videos. Wer bislang den eigenen Ruf-Müll wieder loswerden wollte, musste hartnäckig sein und viele E-Mails an Provider und Netzseiten-Betreiber schreiben. Schneller geht es da mit Agenturen wie ReputationDefender. Sie werden bezahlt, um aufzuräumen.

Screenshot Reputation Defender

 

Hannes Eggel sonnt sich gern im Glanz von ReputationDefender. Der Chef einer Stuttgarter Werbeagentur hat die Dienste der selbst ernannten „Müllmänner des Internets" in Anspruch genommen und erzählt deshalb bereitwillig von seinen „guten Erfahrungen". Sein Thema: „Ich habe mir von ReputationDefender meinen Ruf im Netz retten lassen".

Mit Saddam Hussein zum Rufmord?

Zu einem im Rückblick „dümmlichen Kommentar" habe er sich hinreißen lassen. Er bezog in einem Internet-Forum Stellung zur Hinrichtung Saddam Husseins, und dass auch noch unter seinem eigenen Namen. „Diese Aussage würde ich heute nicht mehr unterschreiben", sagt der 57-Jährige. Allerdings: Jeder, der sich im Netz nach dem Geschäftsmann umschaute, konnte auf den mittlerweile ungeliebten Kommentar stoßen. Kunden seiner Werbeagentur hätten ihn daraufhin auf die problematischen Äußerungen angesprochen. Ein deutlicher Ansehensverlust sei das gewesen, so der Süddeutsche mit einem Einschlag Lokalkolorit. Weil die eigenen E-Mails an den Forums-Verwalter nutzlos waren, schaltete Eggel ReputationDefender ein.

Monatliches Update über den digitalen Ruf

„Unser Einsatz dient Ihrem Seelenfrieden. Unser Ziel ist es, Ihnen den Rücken freizuhalten", so das vollmundige Werbeversprechen. Übersetzt in IT-Sprache hieß das: Die Macher von ReputationDefender bezahlten IT-Spezialisten, um Blogs, soziale Netzwerke und Content-Seiten auf persönliche Einträge von Hannes Eggel zu überprüfen. Seither bekommt der Geschäftsmann einen mehrseitigen Monatsbericht über seinen „digitalen Ruf", von dem er „hellauf begeistert" ist. „Das ist deutlich besser als googlen", sagt er. Der Kunde kann darin Informationen auswählen, die er „ungenau, unpassend, verletzend oder ehrenrührig" findet, so ReputationDefender auf seinen Webseiten. Wie die Daten dann gelöscht werden, sei Betriebsgeheimnis, berichtet Hannes Eggel.

Direkte Nachfragen bei ReputationDefender sind schwierig: Eine Werbeagentur kontrolliert für das in den USA gegründete Unternehmen Presseanfragen. Im Gegensatz zu seinen Kunden scheint es ReputationDefender ernst mit der Verschwiegenheit im Netz zu meinen. Auch eine direkte Telefonnummer gibt es nicht, aus Kostengründen, wie es heißt.

Der Vorzeigekunde

Hannes Eggels Blog-Eintrag konnte gelöscht werden, in seinem Fall nicht durch gezieltes Zerstören der Web-Informationen, sondern durch Anwaltsbriefe an die Forumsbetreiber. Eggel ist damit einer von rund 600 zahlenden Kunden in Deutschland. 6.000 Kunden nutzten den Dienst weltweit, so das Unternehmen auf E-Mail-Nachfrage.

„Ich glaube, in Deutschland funktioniert das Konzept sogar noch besser als anderswo, denn hier sind die Leute sehr auf ihren Ruf bedacht", ist Eggel überzeugt. Und diese Botschaft trägt der 57-Jährige durch die Medienlandschaft: Die Magazine „Der Spiegel", der „Focus" und zahllose Lokalzeitungen hörten dem Vorzeigekunden bereits zu. Ob es für die Karriere von Hannes Eggel allerdings hilfreich sein wird, wenn im Netz sein Name nur noch im Zusammenhang mit ReputationDefender auftaucht, das muss sich erst zeigen.

Noch liebt die internationale Presse die „Ritter des guten Rufs" im Netz. Doch ein neues Internet-Tool der Firma wirft Fragen auf: MyEdge.beta ist eine Plattform zum gezielten Management des eigenen Rufs im Netz. Kritiker sehen darin die Gefahr, dass in Zukunft Informationen im Netz einfacher unterschlagen werden können, zum Nutzen des Kunden, jedoch zum Schaden der Allgemeinheit. Eine Presseanfrage an Hannes Eggel zu diesem Thema steht noch aus.

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