Deutsche nutzen E-Government-Angebote in 2002 stärker. Im internationalen Vergleich fällt Deutschland dennoch weiter zurück. Wie nutzen Männer oder Frauen E-Government? Die internationale Studie zu Government Online von Taylor Nelson Sofres gibt dazu Antworten.

In Deutschland führte die Meinungsforschung von
TNS EMNID die

repräsentative Studie “Government-Online 2002” telefonisch bei 1.011

Personen über 14 Jahren durch. Insgesamt wurden von den Sozial- und

Meinungsforschern der internationalen Marktforschungsgruppe Taylor Nelson Sofres
www.tnsofres.com 28.952 telefonische und/oder Face-to-Face Interviews in 31 Ländern im Zeitraum von Juli bis September 2002 durchgeführt.

Laut der aktuellen internationalen Studie zu Government Online nutzen 24 Prozent der Deutschen in den zurückliegenden 12 Monaten E-Government-Angebote deutscher Städte, Länder oder des Bundes. Das sei im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um sieben Prozent. Im internationalen Vergleich von 31 untersuchten Ländern sei die Bundesrepublik Deutschland allerdings bei der Nutzung virtueller öffentlicher Verwaltungen weiter zurückgefallen. Im letzten Jahr noch auf Platz 13, rangieren die Deutschen in diesem Jahr nur noch auf Platz 18. Nach den Ergebnissen der internationalen Vergleichsstudie “Government-Online 2002”, nutzten länderübergreifend durchschnittlich 30 Prozent der Bürger die elektronische Verwaltung via Internet.

Was nutzt der Bürger?

Informationsbeschaffung stehe bei den Bundesbürgern bei der Nutzung von Online-Bürgerdiensten via Internet an erster Stellte. 18 Prozent – ein Plus von vier Prozent gegenüber dem Vorjahr – nutzen diese Dienstleistung von Stadt-, Gemeinde- und Kreisverwaltungen sowie von Verwaltungen der Bundesländer oder des Bundes. Deutlich zurückhaltender sind die Bürger beim persönlichen Datenaustausch mit den virtuellen Behörden, was sicherlich keine Überraschung ist. Die öffentlichen Server leiden aus dieses Jahr nicht unter der Last von Anfragen, da laut der Studie nur vier Prozent der Befragten solche Angebote nutzen. Auch wenig vorangeschritten ist die Nutzung zum Download behördlicher Formulare. Sieben Prozent – ein Anstieg um vier Prozent gegenüber 2001 – würden das digitale Angebot dem althergebrachten Papier bevorzugen.

Mann oder Frau?

Dieser interessanten Frage, wer sich etwa online die Erlaubnis zum Fällen eines Baumes beantragt (Stadt Fürth), geht die Studie nach. Der Anteil der weiblichen E-Government-Nutzer habe sich binnen eines Jahres mehr als verdoppelt, liegt in 2002 aber auch nur bei 21 Prozent, gegenüber zehn Prozent im vergangenen Jahr. Das ist sicher auch ein Verdienst von speziell auf Frauenwünsche zugeschnittene Angebote, die beispielsweise in der
Studie E-Town in der Kategorie Best-Practice “Vernetzung von Frauen” prämiert wurden
Heidelberg,
Münster,
Pforzheim. 25 Prozent der männlichen Nutzer sind zwischen 25 und 34 Jahren alt, gut gebildet und verfügen über ein mittleres Haushaltsnettoeinkommen.

Hindernisse. Typisch deutsch?

Das mit Abstand größte Hindernis besteht nach Ansicht der Befragten in Sorgen über die Sicherheit der E-Government-Anwendungen – dem stimmen 82 Prozent der Befragten in Deutschland zu was, aber nur 63 Prozent weltweit. Transaktionen zwischen Bürger und Behörde wie das Online-Zahlungsverfahren, wo persönliche Angaben wie Kreditkarten- oder Kontonummer erforderlich sind, werden daher lediglich von vier Prozent genutzt.

Was ist zu tun?

“Die Bundesbürger wollen das E-Government. Das zeigt die gestiegene Nutzung auch in Deutschland. Eine dienstleistungsorientierte Verwaltung muß ihre Veränderungsprozesse folglich daran ausrichten und das Internet als Plattform für elektronische Behördengänge weiter ausbauen. Das Mißtrauen in die Sicherheit zeigt, daß Sicherheitsstandards in der Netzkommunikation mit dem virtuellen Bürger erheblich verbessert werden müssen,” sagt Klaus-Peter Schöppner, Geschäftsführer von TNS EMNID, über die Zukunft für das E-Government in Deutschland.

Vorbild Skandinavien

Die Nutzung behördlicher Online-Angebote und Dienstleistungen ist nach wie vor in den skandinavischen Ländern am höchsten. Laut Aussage der Studie nutzen in Schweden 57 Prozent behördliche Online-Angebote, in Norwegern sind es 56 Prozent und in Dänemark 53 Prozent, gleich auf mit dem Stadtstaat Singapur.

Überdurchschnittlichen Zuspruch haben die Online-Verwaltungen der Färöer Inseln mit 52 Prozent und in Finnland mit 49 Prozent.



An der diesjährigen Studie “Government Online” haben teilgenommen:

Australien, Dänemark, Deutschland, Estland, Färöer Inseln, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Hong Kong, Indien, Irland, Italien, Japan, Kanada, Lettland, Litauen, Malaysia, Neuseeland, Niederlande, Norwegen, Polen, Schweden, Singapur, Slowakai, Spanien, Südkorea, Taiwan, Tschechien, Türkei, Ungarn, USA.

Der vollständige Report “Government-Online 2002” sowie der Länderreport für Deutschland stehen unter
www.emnid.tnsofres.com zum Download zur Verfügung.

Erschienen am 07.11.2002