Geteilte Autos und Fahrräder, der schnelle Umstieg von PKW auf Schiene. Die Zukunft der Mobilität soll digital und elektrisch werden. Ein erster Schritt dahin wird in den nächsten Jahren ein multimodales – also vielfältiges – Mobilitätsangebot sein. Doch wie kann die Vernetzung dieser Verkehrsanbieter gelingen? Ein Plädoyer für verkehrsartenübergreifenden Apps statt Insellösungen.

Wenn über die Zukunft der Mobilität geschrieben wird, dann geht es meist um autonomes Fahren. Egal ob autonom fahrende elektrisch angetriebene Autos, autonom fahrende Fahrräder oder Flugtaxen. Doch was bringen die autonom fahrenden Fahrzeuge, wenn man in einer neuen Stadt aus dem Zug oder dem Flugtaxi steigt und nicht weiß, was der beste, schnellste und günstigste Weg zum Ziel ist? Man könnte jetzt versuchen, den analogen oder digitalen Stadtplan zu studieren oder lädt sich eine Mobilitäts-App herunter. Doch dort offenbart sich das nächste Problem bei der Orientierung und dem Ticketkauf: München, Berlin oder Mainz. Jede Verkehrsgesellschaft, die etwas auf sich hält, hat eine eigene App.

Die Zukunft wird multimodal sein – Personen nutzen mehrere Verkehrsmittel, um ans Ziel zu kommen. Vom Bus in den Zug umsteigen und die letzten Meter mit dem Leihrad zurücklegen. Auch hier haben die verschiedenen Anbieter eigene Apps und Anwendungen. Car2Go, Nextbike oder Call a Bike. Nicht in jeder Stadt gibt es die heimischen Anbieter – also jedes Mal eine neue App herunterladen und ein neues Benutzerkonto anlegen. Unpraktisch und zeitaufwändig.

Insellösungen einzelner Verkehrsbetriebe nicht attraktiv

Diese unübersichtlichen Angebote der Mobilitätsanbieter und ihrer Apps führt zu einer weiteren Attraktivitätssenkung der Angebote. Es fehlt der Anreiz und die Leichtigkeit öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, wenn die Nutzung die Handhabung der Apps nicht intuitiv nutzbar ist und keinen Spaß bringt. Das zeigt sich bereits beim Marktführer – der Deutschen Bahn. Diese ist als Mobilitätsdienstleister über die Tochterfirmen Flinkster und Call a Bike, neben dem Schienen und Busverkehr auch im Car- und Bike-Sharing-Business unterwegs. Aber anstatt diese Angebote in einer App zu bündeln, muss sich der Nutzer sechs Apps herunterladen, um alle Angebote für ein vollumfängliches, barrierefreies Reisen nutzen zu können.

Eine Lösung können Meta-Apps sein, die einem bei der Navigation durch den fremden Tarifdschungel und bei der Planung längerer Reisen behilflich sein. Apps wie Moovel, FromAtoB oder Qixxit bündeln die Informationen unterschiedlicher Mobilitäts-Angebote von Carsharing-Angeboten, über Bus- und Bahnverbindungen und bieten zumeist auch die gleichzeitige Buchung der Angebote. In einem Test stellte die Stiftung Warentest jedoch fest, dass eigentlich alle Apps noch starken Verbesserungsbedarf aufweisen. In Berlin nehmen die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) mit der App Jelbi einen neuen Anlauf, die Mobilitätsangebote der Hauptstadt zusammenzufassen.

Bei aller App-Entwicklung den ländlichen Raum nicht vergessen

Auch wenn die Apps noch Probleme bei der Performance haben, kann die Zukunft jedoch nur in verkehrsartenübergreifenden Anwendungen liegen. Die Verkehrsbetriebe sollten aufhören, Insellösungen zu entwickeln, und die frei werdenden Ressourcen dafür nutzen, das bestehende Informations- und Mobilitätsangebot zu verbessern. Dazu zählt selbstverständlich eine gute digitale Präsenz, doch sollte dabei eine übersichtliche analoge Information an den Stationen und Haltestellen, besonders im ländlichen Raum, nicht vergessen werden. Denn was bringt die beste Meta-App, wenn auf dem Land keine ausreichende Netz- und Internetabdeckung gegeben ist, um diese zu nutzen und dazu der Bus nur zwei Mal am Tag fährt!
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