Guido Westerwelle hat sich entschieden: Die neue Generalsekretärin
der FDP soll Cornelia Pieper heißen. Die 44-jährige spiegelt
das neue Image der FDP als "Volkspartei" wieder. politik-digital
hat sich die Hoffnungsträgerin der FDP einmal näher angeschaut.
Cornelia Pieper soll neue Generalsekretärin der FDP werden

Cornelia Pieper

Cornelia Pieper

"Für mich als Ostdeutsche ist es einen Herzensangelegenheit, dass die FDP wieder eine Partei für das ganze Volk wird!"
erklärte Cornelia Pieper zuversichtlich bei ihrer Vorstellung in
Berlin. Nach langem hin und her hatte FDP-Generalsekretär Guido
Westerwelle am 18. April endlich bekannt gegeben, wen er für seine
Nachfolge im Visier hat. Seine 44-jährige Wunschkandidatin verkörpert
das Image, mit dem die FDP sich zur "Volkspartei" etablieren möchte.

Eine Frau an der Spitze,
definitiv ein Bonus – dann noch aus dem Osten, daneben sieht selbst ein
fallschirmspringender, auf die Kanzlerkandidatur spekulierender
Mölle-Mann alt aus!
Christa Teuner, ehemalige Vorsitzende des Bundesverbandes liberaler Frauen bezeichnet Pieper als "tollen Menschen, so kameradschaftlich, so kompetent!". Die beiden hätten sich gegenseitig in ihren Landtagswahlkämfen unterstützt. "Die hat ein Talent für Politik. Sie trifft den richtigen Punkt, überlegt blitzschnell, denkt politisch".
Eine gute Mischung mit Westerwelle würde sie ergeben und förderlich sei
es bestimmt auch, dass sie eine Frau aus dem Osten sei, die in
Westdeutschland um Verständnis für die Menschen m Osten werbe.

Und dabei hat die Hallenser
Vorzeigefrau auch noch einiges an politischer Erfahrung vorzuweisen:
Bereits 1985 trat sie in die DDR-Blockpartei LDPD (liberaldemokratische
Partei Deutschlands) ein und war dort in der Abteilung Kultur/Bildung
tätig. Nachdem die LDPD 1990 in der FDP aufging, wurde Pieper im
Oktober 1990 in den Landtag von Sachsen-Anhalt gewählt. Seitdem gelten
Bildungs-und Forschungspolitik sowie Mittelstandsförderung als ihre
Schwerpunkte.

Von 1990 bis 1994 war sie Abgeordnete und Vizepräsidentin des Landtages Sachsen-Anhalt,
Seit 1993 ist sie Mitglied des Bundesvorstandes der F.D.P. Im Frühjahr
1995 hatte die als temperamentvolles Energierbündel geltende
Politikerin den Vorsitz der Landespartei Sachsen-Anhalt übernommen und
sich zum Ziel gemacht, die FDP 2002 wieder in den Magdeburger Landtag
zurückzuführen, nachdem sie 1994 im parlamentarischen Aus gelandet war.
Seitdem bastelt sie zielstrebig an ihrer politischen Karriere: Im Mai
1997 wurde sie stellvertretende Bundesvorsitzende der FDP, außerdem
sitzt sie auch der Bundesvereinigung Liberale Frauen stellvertretend
vor.

1998 dann folgte der große Sprung
in den Bundestag, als einzige FDP-Bundestagsabgeordnete aus
Sachsen-Anhalt und gleich die Wahl zur stellvertretenden Vorsitzenden
der FDP-Bundestagsfraktion. Als bildungs- und forschungspolitische
Sprecherin der F.D.P.-Bundestagsfraktion machte Pieper sich auch
außerhalb der Fraktion einen Namen.

Wie sie alle Verpflichtungen unter einen Hut bekommt? Ihr Motto: "Just do it"!
Dass die FDP es auch tun wird und sie am ersten Mai-Wochenende dem
Vorschlag Guido Westerwelles zufolge zur neuen Generalsekretärin machen
wird, bezweifelt niemand ernsthaft.
Läuft auf dem Parteitag Anfang Mai in Düsseldorf alles wie geplant,
wird Pieper nach Irmgard Schwaetzer (1982-1984) und Cornelia
Schmalz-Jacobsen (1988-1991) die dritte Generälin der FDP. Erst einmal
zuvor lag die Parteiführung unter Uwe Lühr (1991-1993) in den Händen
eines Ostdeutschen.

Wer ist diese Frau, die vom
Wahlkreis Halle-Altstadt aus die deutsche Politik erobert und sich im
Landtagswahlkampf als Herz-Dame abbilden ließ?
Laut Focus-Interview zumindest sieht sie sich nicht als "Quotenfrau".

Cornelia Pieper wurde am 4.
Februar 1959 in Halle geboren, ist verheiratet und hat einen Sohn.
Nach dem Abitur in Halle studierte sie Polnisch und Russisch in Leipzig
und Warschau. Nach Abschluss des Studiums 1982 arbeitete sie als
Dolmetscherin im Kultur- und Tourismusbereich. Von 1995 bis 1996 war
sie Bundesgeschäftsführerin beim Humanistischen Verband, einem Bündnis
der Konfessionslosen. Seit 1996 arbeitet sie als freiberufliche
Dolmetscherin. In ihrer Freizeit widmet sich Pieper laut Dagmar Loos,
ihrer Mitarbeiterin im Wahlkreisbüro Halle "hauptsächlich ihre Familie; ihr Mann und ihr Sohn. Ab und zu", so Loos, sieht man die vielbeschäftigte Politikerin auch noch "im Tante-Emma- Laden ihres Mannes mithelfen, da nimmt sie sich Zeit und führt vor Ort politische Gespräche".
Überhaupt habe Pieper immer ein offenes Ohr und sei ein
verständnisvoller Mensch, aber leider gäbe es zu wenig Zeit,
Persönliches auszutauschen. Mit Westerwelle verstehe sich ihre Chefin "hervorragend, die beiden mögen sich sehr" und so ist Loos überzeugt, dass sie "ein Top-Team" abgeben werden!

Doch es ist nicht alles gelb was
glänzt. Bereits zwei Wochen vor ihrer offiziellen Wahl versetzte die
aufmüpfige Pieper ihre Partei in eine schwierige Lage: Sie setzte sich
öffentlich gegen die eigentlich von der FDP propagierte Abschaffung des
Solidaritätszuschlag ein und rief dadurch eine partei-interne
Diskussion hervor. Dennoch stellte sich die Fraktion hinter die
designierte Generalsekretärin.

Aber auch aus Piepers ehemaligem Umfeld gibt es kritische Stimmen: Christian John, Verantwortlicher für das Mitarbeitermagazin "Diesseits" beim Humanistischen Verband Deutschland kennt sie noch aus ihrer Zeit als Bundesgeschäftsführerin in Berlin: "Das ist jetzt gemein, aber ich habe sie als nicht sehr zupackend erlebt, nicht als Impulsgeberin, sondern eher abwartend". Über ihre Nominierung habe er daher mit Überrraschung gelesen und sich gefragt: "Kann sie das?" John sei "da eher skeptisch", allerdings habe sie schon als die beiden noch zusammenarbeiteten gesagt: "Man wächst mit seinen Aufgaben" und das könne er sich bei ihrem "Karrierebewußtsein" auch gut vorstellen. Dennoch; "sie tanzt auf vielen Hochzeiten, aber das muss jeder selber wissen, was er sich aufhalsen kann".

Cord Detering hingegen, Pressesprecher der Jungen Liberalen in Berlin zeigt sich glücklich über die Nominierung Piepers: "Sie ist ein Garant für das neue Erfolgsimage der FDP!"
Die Julis haben zum Thema Bildungspolitik eng mit der designierten
Generalsekretärin zusammengearbeitet und Detering ist überzeugt, dass
Pieper auch in ihrem künftigen Amt Bildungspolitik zum Schwerpunkt
machen wird. Die Etablierung fester Strukturen in der
Sachsen-anhaltinischen FDP würdigt er maßgeblich als ihr Verdienst.
Ihren jüngsten Alleingang zum Solidaritätszuschlag hingegen sieht er
kritisch: "Auch Pieper muss sich an die Parteiregeln halten". Grundsätzlich aber hält Detering Westerwelles Enscheidung für "sehr begrüßenswert".
Die Jungen Liberalen hätten seit langem den Rücktritt Wolfgang
Gerhardts gefordert, da er der neuen Positionierung der FDP als Partei
für alle Bevökerungsgruppen nicht entspräche. "Ich hoffe, das Frau Pieper das Image der FDP rund um Guido Westerwelle weiter transportiert, sie repräsentiert Bürgernähe".

Diese Bürgernähe ist auch auf Cornelia Piepers Homepage
zu spüren. In den Rubriken Conny-leben, Conny-liberal, Conny-land etc.
gibt es viele Informationen zu ihren politischen Tätigkeiten, Pieper
als Privatperson und zu ihrem Wahlkreis Halle-Altstadt. Ebernso sind
ihre politischen Ziele zu finden: "Gründungswelle Ost initiieren,
new economy fördern und für leistungsfähige wissenschaftliche
Infrastruktur der Universitäten und anderer öffentlicher Bildungs- und
Forschungseinrichtungen".
Und als kleines Bonbon kann sich der echte Pieper-Fan sogar eine handsignierte Autogrammkarte bestellen.