(3. August 2006) Internetplattformen sind dabei, sich als Element der partizpativen Politik zu etablieren. Drei dieser öffentlich zugänglichen Systeme sind die Plattformen congresspedia.com, Campaigns Wikia und MySpace.

Congresspedia.com

Congresspedia.com orientiert sich stark am Modell Wikipedia. Thematisch sind diese Artikel auf die Politik und die politische Umgebung der beiden amerikanischen Gesetzgebungskammern ausgerichtet. Die Initiatoren möchten mit diesem Wiki die Arbeit des U.S.-Kongresses transparenter und verständlicher machen. Eine Beteiligung der Bürger bzw. der Nutzer kann durch hinzufügen und verbessern von Artikeln stattfinden. Die große Community soll Qualität und Quantität der Artikel steigern. Das Gesamtprojekt wurde vom Center for Media and Democracy (CMD) und der Sunlight Foundation initiiert und umgesetzt. Congresspedia.com ist zudem ein Teil von SourceWatch, einer ähnlichen kollaborativen, auf der Wiki-Technologie basierenden Website.

CMD ist eine Non-Profit-Organisation, die sich als Ziel gesetzt hat, die Beteiligung der Bürger an der Erstellung von Medieninhalten zu fördern. Im Rahmen dieser Arbeit sind neben congresspedia.com zudem die Projekte
PRWatch und
SourceWatch erschienen. Die Sunlight Foundation hingegen möchte die innere Arbeit des amerikanischen Kongresses in Fragen der Transparenz und Zugänglichkeit für die Öffentlichkeit verbessern. Grundsätzlich hat sich die Sunlight Foundation zum Ziel gesetzt, das Verhältnis zwischen Wähler und Abgeordneten zu intensivieren.

Campaigns Wikia

Die Initiatoren des Online-Projektes Campaigns Wikia streben an, Politik partizipativer zu gestalten, indem Politikern und Parteien von der Community der Online-Kampagnen-Profis vermittelt wird, wie das Internet als Wahlkampfplattform genutzt werden kann. Viel stärker als es die konventionellen Medien bislang zulassen soll damit der Weg für eine stärkere Einbindung der Bürger in die Politik geebnet werden. Drei Beteiligungsmöglichkeiten stellt das Campaigns Wikia in Aussicht: Teilnahme an einer Mailing-Liste, Teilnahme am Wiki und – am allerwichtigsten – die Kommunikation des Projektes an Dritte, um eine weit gestreute und gut ausgebaute Community herzustellen. Diese drei Hauptbeteiligungsmöglichkeiten sollen zu einer größeren partizipativen Struktur in der Politik führen, die durch „Broadcast Media“ und „Broadcast Politics“ nicht gegeben ist. Die Ähnlichkeiten mit Wikipedia kommen nicht von ungefähr: Projektinitiator ist niemand geringeres ist als Wikipedia-Gründer Jimmy Wales. Bemerkenswert: Wales versucht Online-Campaigner aller Parteien zusammenzubringen, damit Politiker jeder Couleur das Internet als Kampagnen-Tool annehmen. Denn seine Kampfansage an die Politikvermittlung durch die Massenmedien ist deutlich: „Broadcast politics are dumb, dumb, dumb.“.

MySpace-Kampagnen

Das Projekt MySpace.com setzt auf persönliche Netzwerkgründungen – und ist die einzige Plattform in dieser Liste, die nicht ursprünglich auf eine politische Nutzung abzielte. Jeder Nutzer kann sein eigenes „Profil“ eröffnen und mit Inhalten aller Art füllen. Anschließend können andere Interessenten in dieses persönliche Netzwerkmit einbezogen werden, innerhalb dessen rege kommuniziert wird. MySpace zielt darauf ab, Nutzern den Online-Kontakt zu möglichst vielen weiteren Nutzern zu ermöglichen bzw. weitergehende Online-Netzwerke zu pflegen. Dabei wird vor allem auf Kommunikation zwischen den einzelnen Nutzern gebaut. Das Internet soll als Plattform einer uneingeschränkten Kommunikation gesehen werden. Hinter diesem Projekt steht der gleichnamige Online-Service MySpace.com aus den USA, der kürzlich von Medienmogul Rubert Murdoch aufgekauft wurde. MySpace als Organisation konzentriert sich darauf, Plattformen zur Gründung von sozialen Netzwerken kostenlos zur Verfügung zu stellen. Ziel ist es, eine umfassende Netzwerkbildung zu initiieren und diese dann weiterführend auszubauen.

Und die Gemeinsamkeiten?

Als übergeordnete Gemeinsamkeit lässt sich neben der Grundidee, die diese Internet-Projekte verwirklichen wollen – die Verbesserung der politischen Kommunikation – der teilweise offensichtliche Erfolg nennen. Am deutlichsten wird dies bei der Kampagne MySpace, der eine absolute Wahlkampftauglichkeit zugeschrieben wird. Gerade in den USA nutzen Abgeordnete bzw. Wahlkandidaten MySpace mittlerweile massiv für ihren Wahlkampf. Dabei gilt das Internet nicht als Hauptinstrument im Wahlkampf, aber es spielt neben den konventionellen Kanälen eine immer wichtigere Rolle. Dabei wird die nichtkommerzielle Plattform MySpace von der Politik für eigene Zwecke instrumentalisiert. Es bleibt abzuwarten, inwieweit dies zu Schwierigkeiten führen wird. Neben dieser fundamentalen Idee der Kommunikation und Partizipation steht der Erfolg, den die Projekte bereits erzielt haben. Auch hier dient MySpace als das deutlichste Beispiel. Die Initiatoren von MySpace können dabei auf 58 Millionen „Klicks“ im Monat zurückblicken. Besonders Jungwähler werden hier angesprochen: Die meisten Klicks kommen von der Altersgruppe der 18- bis 25-jährigen Nutzern. Alle drei Projekte können daher ihrer Zukunft gelassen entgegensehen.