politikdigital fragt3Der 18. Bundestag hat 229 neue Gesichter: Mehr als ein Drittel der Abgeordneten sitzt zum ersten Mal in den blauen Sesseln. Bringen die neuen Abgeordneten auch frischen Wind für die Netzpolitik und eine digitale Gesellschaft mit? Im letzten Beitrag unserer Interviewreihe antwortet: Lars Castellucci (SPD).
politik-digital.de: Wie nutzen Sie das Internet für Ihre politische Arbeit?
Dr. Lars Castellucci: Das Internet spielt für meine politische Arbeit eine wichtige Rolle. Zum einen als Informationsquelle, aber insbesondere auch als Kommunikationsmedium. Über meine Website sowie meine Präsenz in den sozialen Netzwerken Facebook und Twitter kann ich mit den Bürgerinnen und Bürgern in meinem Wahlkreis und darüber hinaus in den Dialog treten. Viele von ihnen machen von dieser Möglichkeit Gebrauch.
politik-digital.de: Wie schützen Sie Ihre Privatsphäre?

Lars Castellucci (SPD) (C) spdbw_bearb
Dr. Lars Castellucci (*1974) ist promovierter Politikwissenschaftler, Hobby-Kirchenmusiker und wurde 2013 auf eine Professur für Nachhaltiges Management in Mannheim berufen. Seit 1991 ist er bei der SPD in Baden-Württemberg auf kommunaler und Landesebene aktiv und sitzt nun im 18. Bundestag.

Dr. Lars Castellucci: Ich achte darauf, im Web zwischen meinen Auftritten als Politiker und als Privatperson zu trennen. Manchmal sind die Grenzen jedoch fließend, gerade im Zeitalter der Social Media. Hier die Balance zu finden, stellt eine permanente Herausforderung dar.
politik-digital.de: Welche Bedeutung hat das Thema Netzpolitik für Sie? Wollen Sie sich in diesem Politikfeld engagieren?
Dr. Lars Castellucci: Die Netzpolitik gehört bisher nicht zu meinen politischen Schwerpunkten. Die aktuellen Entwicklungen verfolge ich jedoch immer mit großem Interesse.
politik-digital.de: Wie stehen Sie zur gesetzlichen Verankerung der Netzneutralität?
Dr. Lars Castellucci: Eine gesetzliche Verankerung der Netzneutralität ist unabdingbar, wenn wir weiterhin über ein offenes und freies Netz verfügen wollen. Hier geht es schließlich um Fragen der Teilhabe und der Meinungsfreiheit sowie des fairen Wettbewerbs.
politik-digital.de: Ist Datenschutz für Sie eine staatliche oder eine individuelle Aufgabe? Inwieweit können oder müssen wir uns selbst schützen und wo muss der Staat eingreifen?
Dr. Lars Castellucci: Der Datenschutz und die Wahrung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung sind ohne Zweifel Aufgabe des Staates. Hier geht es um Grundrechtsschutz. Natürlich ist jeder von uns auch selbst dafür verantwortlich, welche personenbezogenen Daten er beispielsweise in sozialen Netzwerken mitteilt und welche nicht. Insbesondere bei jungen Menschen finde ich den teilweise sehr sorglosen Umgang mit privaten Daten erschreckend. Daher spielt die Vermittlung von Medienkompetenz und digitaler Selbstständigkeit bereits in frühen Jahren eine entscheidende Rolle.
politik-digital.de: Halten Sie die Vorratsdatenspeicherung für ein angemessenes Mittel der Kriminalitätsbekämpfung? Wie würden Sie sie einschränken?
Dr. Lars Castellucci: Ich persönlich sehe die Vorratsdatenspeicherung sehr kritisch und bin gespannt auf die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes. Dass im Koalitionsvertrag auf Druck der SPD eine deutliche Verkürzung der Speicherfrist angestrebt wird, finde ich richtig.
politik-digital.de: Welche netzpolitischen Fragen müssen Ihrer Ansicht nach im kommenden Jahr dringend eine Antwort finden?
Dr. Lars Castellucci: Netzpolitik darf nicht als isoliertes Thema, sondern muss als Querschnittsthema betrachtet werden, das Auswirkungen auf alle gesellschaftlichen Bereiche hat. Herausforderungen gibt es zahlreiche: Die von mir erwähnte Vermittlung der Medienkompetenz, übrigens auch an die ältere Generation, der Breitbandausbau, die Auswirkungen der ständigen mobilen Erreichbarkeit auf Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer…

Bild: barockschloss (CC BY 2.0)
Porträt: (C) spdbw