Diese Woche haben wir den Eindruck, als spüren wir eine frische Brise um unsere Nasen – und das nicht nur, weil es aufgrund des verspäteten Winters bitter kalt ist. Gedanken über die Neuerfindung des Internets rauschen von Konferenzen und Zeitungen durch die Weiten des digitalen Äthers. Hoffen wir, dass es nicht nur beim Metapherngestöber bleibt! Doch auch wenn die Technik, die Maschinen sich ändern, wir in der Lage sind, diese anders zu nutzen, sollte immer noch Zeit bleiben, in der wir über eine wichtige Komponente in dieser Konstellation nachdenken: uns selbst.

Video der Woche

https://www.youtube.com/watch?v=k22s1QeGv-A
Das ARD-Magazin ZAPP über die letzte „Festung des Linksliberalismus“, die Zeitung The Guardian, in der Journalistinnen sich in der NSA-Affäre nicht der Linie der Regierung beugen, sondern die Enthüllungen Snowdens für die kritische Öffentlichkeit aufarbeiten.

„Stop watching us!“

Letzten Sonntag wurde im NDR das erste TV-Interview mit dem derzeitig wohl bekanntesten Whistleblower Edward Snowden ausgestrahlt, in dem unter anderem über mutmaßliche Wirtschaftsspionage und die Liaison von NSA und BND gesprochen wurde (Transkript des Interviews). Charly Rutz fasst das Interview auf seinem Blog Freidenker zusammen und weist auf die geplante Klage der Internationalen Liga für Menschenrechte (ILMR) hin. Darüber hinaus nutzt er die Gelegenheit, um auf Widerstandsbewegungen wie „Stop watching us!“ hinzuweisen.

Die Neuerfindung des Internets?

Lässt sich das Internet neu erfinden? Über die derzeitigen Entwicklungen bei der Herstellung von Alternativen, die die „Informationstechnik noch mal neu erfinden“, berichtet Götz Hamann in einem Artikel für die ZEIT. Jedoch reicht auch ihm die Debatte über die Technik alleine nicht aus – es gelte auch an den Staat zu appellieren: „Es braucht an dieser Stelle eben doch den Staat, es braucht vor allem einige Staaten, die sich des Freiheitsversprechens der westlichen Demokratien neu annehmen und es im Digitalen massiv fördern und schützen.“

Ein Recht auf digitales Vergessen als Grundrecht?

„Das Internet vergisst nichts.“ Gehört dieses geflügelte Wort über das Netz vielleicht schon bald der Vergangenheit an? Judith Horchert interviewt den Richter am Bundesverfassungsgericht, Johannes Masing, zu seiner These eines „Rechts auf Vergessen“ im Internet. Was Masing auf der internationalen Berliner Konferenz „Einbruch der Dunkelheit“ vom letzten Wochenende bereits vorgestellt hatte, wird hier noch mal an prominenter Stelle zusammengefasst.

Gegenpositionen: Ein Plädoyer für die Vorratsdatenspeicherung

Zum Thema Vorratsdatenspeicherung haben wir immer wieder auf Kritiken und Polemiken hingewiesen. Nun verlassen wir unsere „Bubble“ und stellen die bedenkenswerte Gegenposition vor, an der sich Kritiken werden abarbeiten müssen. Der Berliner Justizsenator Thomas Heilmann schreibt in der ZEIT darüber, warum Vorratsdatenspeicherung Datenschutz bedeutet: „Wenn wir als Staat den Schutz unserer Bürger vor digitalen Angriffen nicht aufgeben wollen, dann müssen wir im Internet ermitteln können. Erste Voraussetzung dafür ist, dass wir Kommunikationswege nachvollziehen können.“

Politik und Social Media

Ist das Internet für Politiker_innen wirklich „Neuland“? Dietmar Neuerer geht im Handelsblatt dem Nutzungsverhalten von Bundespolitiker_innen in puncto Social Media nach. Dabei wird auch die „zweite Reihe“ hinter Twitter und Facebook betrachtet.

Selbstreflexion im digitalen Zeitalter

Maschinen wissen mehr über uns als wir selbst. Amazon will Dinge an uns verschicken, bevor wir sie bestellt haben. Das Thermostat weiß, wie warm wir es abends gerne haben und der Kühlschrank weiß, was wir gerne essen. Unsere Smartphone nimmt unsere Entscheidungen aufgrund von Berechnung vorweg. Im Hinblick auf diese im Entstehen begriffene Zukunftsvision argumentiert Martin Weigert in einem Artikel über Selbstreflexion im digitalen Zeitalter, dass wir uns mehr mit uns selbst und unserer Psychologie beschäftigen sollten.
Bild: Screenshot ARD-ZAPP
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