„Künstliche Intelligenz Made in Germany”: Unter diesem Motto stellte die Konrad Adenauer Stiftung (KAS) zusammen mit dem US-amerikanischen Think Tank Cambrian am 15. März in Berlin eine Studie vor, die die deutsche und internationale KI-Strategien beleuchteten.

Künstliche Intelligenz (KI) sei nicht nur die nächste Stufe nach der industriellen und der Informationsrevolution, ordneten Olaf Groth (Cambrian, Founder & Managing Partner) und Tobias Straube (Cambrian, Senior Consultant) das Thema ein, aufgrund der Schnelligkeit und Komplexität handle es sich um eine völlig neue Dimension mit schnell wachsenden Herausforderungen. Angesichts des wirtschaftlichen Potenzials und der Rasanz der Entwicklungen ist längst ein globales Wettrennen entstanden, bei dem derzeit die USA und China die Nase vorn haben und ihren Vorsprung weiter ausbauen könnten.

KI-Strategien im Vergleich: die USA

In den USA umfasste die Strategie der Obama-Regierung langfristige Investitionen in die KI-Forschung, wie z. B. das Intergovernmental Personnel Act Mobility Program. Weitere Ansätze waren die Entwicklung effektiver Methoden für die Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI, die Gewährleistung der Sicherheit von KI-System, die Entwicklung gemeinsamer öffentlicher Datensätze und Umgebungen für KI-Training und -Tests. Die letzte USA-Regierung hielt es auch für wichtig, die Auseinandersetzung mit den ethischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen von KI zu strukturieren. Für die neue Trump-Regierung spielen ethische Fragen keine zentrale Rolle. Die Förderung auf dem Gebiet der Anwendungsforschung bleibt aber erhalten, so werden Investitionen von jährlich 90 Mio. Euro in Grundlagenforschung und Arbeitsmarktforschung getätigt.

China: Investitionen haben sich gelohnt

China hat viel in Forschung und Bildung investiert und verzeichnet erste Erfolge: z. B. das Thousand Talents Programm, mit dem Forscher angeworben werden, und die Ausbildung in „KI-Berufen“in Berufsfeldern wie Wirtschaft, Soziales, Management und Recht. Ein Ergebnis ist, dass die Anzahl der Patentpublikationen in China höher ist als in den Vereinigten Staaten: Forschung und Innovationen sind schneller und auch kommerziell erfolgreich. Alibaba, Tencent und Ant Financial haben sich etabliert und auch die Start-ups sind gegenüber den amerikanischen Mittbewerbern konkurrenzfähig. Insgesamt kommen elf der zwanzig weltweit wertvollsten Technologieunternehmen aus den USA, neun kommen aus China. Wie kein anderes Land profitiert China von einem enormen Datenvolumen der chinesischen Internet-Nutzer. Im zentral gesteuerten China regelt der nationale KI-Plan des Staatsrates alle institutionellen Zuständigkeiten auf nationaler Ebene neu.

Die deutsche KI-Strategie

Deutschland ist eine der größten Wirtschaftsmächte und setzt KI vorrangig in der Industrie ein. Auch die Forschung konzentriert sich auf den Einsatz der Wirtschaft, erklärten Groth und Straube. Die deutsche KI-Förderung ist gut, aber nicht genug: Die Bundesregierung hat nur drei Milliarden Euro bis 2025 in die Entwicklung der KI investiert und muss mehr tun, fordert Olaf Groth. Zum Vergleich: in den USA gibt es 1.400 KI-Start-ups, in Deutschland 106. Wichtig sei zudem, die Förderung in den Bereichen Bildung, Gesundheitswesen und Klimaschutz. Langfristig müsse auch das Ziel sein, in einer globalen digitalen Magna Charta ethische Regeln zu verankern.

Welche sind die Herausforderungen für die Zukunft?

In der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierten Ronja Kemmer (MdB, Obfrau der CDU/CSU Fraktion in der Enquete-Kommission „Künstliche Intelligenz) und Stefan Heumann (Stiftung Neue Verantwortung, Vorstand), welche Schritte nun unternommen werden müssen. Das föderale Staatssystem Deutschlands mit der Bürokratie und den Verteilungskämpfen um Fördergelder wird als herausfordernd für eine schnelle Umsetzung der KI-Strategie empfunden.

Wichtig sei eine enge Kooperation in Europa durch eine gemeinsame Plattform und eine offene Forschungspolitik, außerdem müsse in der Bevölkerung ein stärkeres Bewusstsein für das Thema erschaffen werden. Zudem bräuchten Start-ups mehr Unterstützung und die Hochschulausbildung müsse in diesem Bereich gestärkt werden — hier können Deutschland und Europa von China lernen.

Die Studie lässt sich hier bei der Konrad-Adenauer-Stiftung herunterladen.

 

Titelbild: Hands-free Driving by Steve Jurvetson via Wikimedia Commons, CC-BY-2.0