113 Websites zu Copyright und Urheberrecht im Internet aus unserer Studie für das Technikfolgenabschätzungsbüro beim Deutschen Bundestag.
I. America Online Deutschland (AOL)
Der Internet-Anbieter „America Online Deutschland“ hat seinen Sitz in Hamburg und ist das Tochterunternehmen des „weltweit größten Medien- und Kommunikationsunternehmens“ „AOL TimeWarner“. Das Portal bietet Informationen in Form von Agenturmeldungen. Der News-Bereich wird von der Zeitschrift „PC-Welt“ betreut. Diese zielt in ihrer Berichterstattung auf eine Handhabung der Urheberrechtsfrage aus Sicht der Urheberrechtsinhaber ab. In einem eigenen Musik-Portal kann Musik erworben werden und der Nutzer wird auf andere legale Tauschbörsen, wie „iTunes“ der Firma „Apple“ verwiesen. Ergänzt wird das Partizipationsangebot durch eine kleine Umfrage.
2. Apollo-Kino, Kinobefreiungsfront
Diese Kampagne des Apollo-Service-Kinos hat sich dem Kampf gegen Internetpiraterie und illegalen Download von Kinofilmen aus dem Netz zum Ziel gesetzt. Die Website kann der Gruppe der Wirtschaftsakteure zugeordnet werden. Es werden Forderungen wie erhöhte Kontrollen oder Sicherheitsvorkehrungen aufgestellt. Sowohl Verleiher, Betreiber, Mitarbeiter, Videothekenbesitzer, als auch Kinobesucher werden aufgefordert, „ein Bild von Ihrem Widerstand mit Name und Funktion“ zu schicken. In einem vom Hauptverband Deutscher Filmtheater e.V. betriebenen und von der Seite verlinkten Forum wird zum Thema Urheberrecht diskutiert.
3. Attac
Die Website der internationalen globalisierungskritischen Bewegung „Attac“ bietet zum Thema Urheberrecht viele Hintergrund-informatioen vor allem im Zusammenhang mit dem Diskurs um „Bildung als Ware“. Zum Zeitpunkt der Erhebung entwickelten die „AG Wissensallmende und freier Informationsfluß“ und die „Stiftung bridge – Bürgerrechte in der digitalen Gesellschaft“ in Zusammenarbeit mit dem „Chaos Computer Club“, dem „Netzwerk neue Medien“ und „Privatkopie.net“ gerade eine Kampagne für die Kulturflatrate. Das „Attac“-Forum und gesonderte Debatten bieten Raum zu Diskussionen. Zum Erhebungszeitpunkt gab es jedoch keine thematischen Beiträge.
4. AudioFire MP3 – Community
Diese von Privatpersonen betriebene Website widmet sich den Themen MP3, Musikdownload und Filesharing. Auch im Forum wird hauptsächlich zu MP3 diskutiert. Der Schwerpunkt der Seite liegt auf dem Bereich für registrierte Mitglieder. Für den Nutzer besteht die Möglichkeit, als freier Mitarbeiter den Inhalt von AudioFire.de aktiv mitzugestalten. Nicht registrierte Benutzer können den Team-Mitarbeitern etwas in ihr Gästebuch schreiben und vorgestellte Produkte bewerten. Neben den interaktiven Tools finden sich viele ältere informative Artikel zum Thema. Der letzte Newseintrag war zum Erhebungszeitpunkt bereits ein Jahr alt.
5. Audio-on-Demand
„Audio-on-demand.de“ wird von der Deutschen Telekom betrieben und bietet zwei verschiedene Serviceleistungen. Das Dienstleistungsangebot „music on demand“ war der erste deutsche Internetservice zum Kauf von Musik im Netz, ist jedoch seit einem Jahr abgeschaltet. Zweiter Service ist „Audience“. Die Hamburger Softwarefirma bietet professionelle Filmvertonung, Online-Recherche und -Belieferung von Produktionsmusik für Produzenten audiovisueller Inhalte an. Zum Thema Urheberrrecht bietet die Seite weder Information noch Interaktion.
6. BITKOM – Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und Neue Medien e.V.
Der „Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V.“ (BITKOM) ist das Sprachrohr der IT-, Telekommunikations- und Neue-Medien-Branche. Der Interessenverband vertritt 1.300 Unternehmen und ist für diese eine Kooperationsplattform. Ein Forum, sowie die Linkliste,ist nur für angemeldete Mitglieder zugänglich. Für andere Nutzer bietet die Seite viele Hintergrundinformationen, die sich hauptsächlich aus Publikationen, Pressemitteilungen und Newsletter zusammen setzen. Kommunikative Elemente bleiben den Mitgliedern vorbehalten.
7. Bundesjustizministerium (BMJ)
Die Website des Bundesjustizministeriums informiert den Nutzer zur Rechtslage im Urheberrecht und Patentrecht. Ein Gesetzentwurf zur Novellierung des Urheberrechtsgesetzes wird seit Oktober 2003 im BMJ vorbereitet. Thema aktueller Rechtspolitik ist vor allem die Reform des urheberrechtlichen Vergütungssystems und die Zukunft der Privatkopie. Es gibt viele Hintergrundinformationen, aber auch einen Chat, in dem zur Thematik diskutiert wird. Zudem findet sich ein Fragebogen zur weiteren Reform und die dazu gehörigen Positionspapiere der Befragten, z.B. des Deutschen Kulturrates, Filmwirtschaft oder BITKOM.
8. Bundesregierung
Das Webangebot, dass der staatliche Akteur Bundesregierung zum Thema Urheberrecht macht, beinhaltet viele Hintergrundinformationen. Neben Pressemitteilungen finden sich Dokumente wie das Kunsturheberrechtsgesetz, Reden oder Interviews mit der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Christina Weiss. Zu ihrem Aufgaben- und Verantwortungsbereich gehört unter anderem die Weiterentwicklung der rechtlichen Rahmenbedingungen künstlerischen Schaffens, also auch des Urheberrechts. Der Schwerpunkt liegt auf der Bereitstellung von Information über die Arbeit der Regierung und der Bundesbeauftragten.
9. Bündnis 90 / Die Grünen
In den Archiven der Partei- und der Fraktionsseite von „Bündnis 90 / Die Grünen“ finden sich umfangreiche Informationen zur Entwicklungen des Urheberrecht-Themas auf der politischen Agenda. Auf der Fraktionsseite sind dies vorrangig Reden im Bundestag. Die Parteiseite liefert Erklärungen, Pressemitteilungen, Anträge und Hintergrundtexte und informiert unter anderem über die Partei-Aktion „Burn Baby Burn! Schützt die Privatkopie“, eine e-card-Aktion. Im Diskussionsforum der Bundestagsfraktion, welches sich während des Beobachtungszeitraums in der Sommerpause befand, gibt es ältere Beiträge zum Thema im „Offenen Forum“.
10. Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU)
Die Parteiseite der CDU bietet nahezu keine Informationen zum Thema Urheberrecht. Als einziges Ergebnis liefert die Suchfunktion eine Rede der Präsidentin der deutschen Filmakademie. Es gibt ein Forum mit den drei Bereichen „Inneres“, „Außen- und Europapolitik“ und „Wirtschafts- und Sozialpolitik“. Es gibt keine Suchfunktion, keiner der 57 Themenstränge befasste sich zum Erhebungszeitpunkt mit Urheberrecht. Die Fraktionsseite bietet kein Forum, aber umfangreiche Informationen zum Thema, sortiert nach Pressemitteilungen, Reden, Texten, Initiativen, Anfragen und Expertenanhörungen.
11. Boykott der Musikindustrie (CCC)
Der „Chaos Computer Club e.V.“ (CCC) setzt sich aus Mitgliedern der Hackerszene zusammen. Der in Hamburg ansässige Verein fordert in seiner Kampagne zum Boykott der Musikindustrie auf, der durch einen Kaufstopp von CDs erreicht werden soll. Die Seite geht argumentativ auf Forderungen der Phonoindustrie und der Verwertungsgesellschaften ein und fordert das Recht auf Kopien ein, in welchem Umfang bleibt jedoch im Unklaren. Sie nutzt keine interaktiven Tools und legt einen Schwerpunkt auf die Bereitstellung von Informationsmaterial.
12. CHIP
Das „CHIP“-Online-Portal ist die Internetpräsenz des gleichnamigen offline Computer-Magazins. Betreiber des Medienportals ist die „CHIP Xonio Online GmbH“ (CXO). Vor allem kommerzielle Angebote und Tests von Computerprodukten werden dem Nutzer geboten. Die Kurznachrichten zum Thema basieren auf Agenturmeldungen. Im vorhandenen Forum ist eine rege Teilnahme an Diskussion zum Thema Urheberrecht zu beobachten. Der Moderator des Forums löscht die dem Anschein nach illegalen Beiträge zum Thema Urheberrecht. Partizipative und interaktive Elemente sind nicht vorhanden.
13. Computerbild
Das Informationsportal von Computerbild widmet sich mit tagespolitischen Meldungen dem Thema Urheberrecht. Von den vier Kanälen der Internetseite ("Nachrichten", "Computer-Bild", "Computer-Spiele", "AudioVideoFoto") widmet sich vor allem der Kanal "Nachrichten" dem Thema. Meldungen zum Thema basieren auf aktuellen Agenturmeldungen. Die thematische Einbettung, in der das Thema in der Print-Ausgabe abgebildet wird, wird im Internet allerdings nicht gespiegelt. Die Suchmaschine liefert keine Ergebnisse unter den Stichworten "Urheberrecht", "Copyright" oder "Raubkopie", kommunikative oder interaktive Elemente, Archiveinsicht oder Themendossiers werden im Begutachtungszeitraum zum Thema nicht angeboten.
14. Constantin Film
„Constantin Film“ ist eine Produktionsfirma und Verleiher von Kinofilmen. Die Firma mit Sitz in München nimmt den zweiten Platz der größten deutschen Filmverleiher ein und besitzt Verwertungsrechte an Kino- und Videoproduktionen. Die Internetseite stellt die Arbeit der Firma vor. Der Schwerpunkt des Informationsangebotes liegt in Nachrichten über neue Film- und Kinoproduktionen. Ein Katalog zeigt das Angebot der Filme auf Video und DVD im Verleih. Weder befasst sich die Seite mit dem Thema Urheberrecht, noch wird der Nutzer auf Kampagnen der Filmwirtschaft gegen „Filmpiraterie“ verwiesen. Kommunikative oder partizipative Elemente, wie ein Forum oder eine Umfrage, enthält die Seite nicht.
15. Creative Commons
Die deutschen Kooperationspartner der „Creative Commons“ – Initiative sind das „Institut für Informationsrecht der Universität Karlsruhe“ und das „Institut für Rechtsfragen der Freien und Open Source Software“, München. Ziel ist die Schaffung weltweiter rechtlicher Grundlagen für den freieren Umgang mit geistigem Eigentum durch Lizenzvertrag. Im Deutschland-Teil der Seite findet sich neben den Informationen über die beiden Institute ein Diskussionsarchiv. Dort gibt es auch einzelne deutschsprachige Beiträge zum Urheberrechtsthema.
16. Christlich Soziale Union Deutschlands (CSU)
Sowohl die Parteiseite, als auch die Seite der Landesgruppe im Bundestag befassten sich nur am Rande mit dem Thema Urheberrecht. Die Suchfunktion des Web-Angebots liefert bei der Suche nach den Begriffen „Urheberrecht“, „Urhebergesetz“, „Privatkopie“ und „Raubkopie“ insgesamt vier Ergebnisse. Die über 700 Diskussionen des Parteiseiten-Forums lassen sich nicht nach entsprechenden Beiträgen durchsuchen. Die gemeinsam mit der “Christlich Demokratischen Union” (CDU) betriebene Seite der Fraktion, www.cducsu.de, liefert umfangreiche Informationen, aber kein Forum.
17. Cyber Pirates
Die Firma „Cyber Pirates” hat ihren Sitz in Dalaas, Österreich. Das Verkaufsportal vertreibt DVD-Filme. Es handelt sich vor allem um Filme, die als jugendgefährdend eingestuft wurden und deren Verkauf in Deutschland verboten ist. Daher ist Jugendlichen der Zugang zur Seite nicht gestattet. Eine Altersabfrage findet jedoch nicht statt. Die zur Gruppe der Selbstständigen (Wirtschaft) zählende Seite besitzt ein moderiertes Forum. Ein Preisbarometer zeigt den Preisverfall der angebotenen Produkte. Es finden zum Teil lebhafte, vor allem emotional geladene, Diskussionen unter den Rubriken Politik, Raubkopie und Indizierung statt. Partizipatorische Elemente sind nicht vorhanden.
18 Das deutsche Urheberrechtsgesetz
Auf der privaten Website von Rob Liebwein findet sich lediglich eine komplette digitale Version des deutschen Urheberrechtsgesetzes, Informationen zum Setzen von Hyperlinks und Büchertipps von „amazon.de“.
19. DE:BUG
Die monatliche erscheinende Zeitung „DE:BUG“ hat ihren Sitz in Berlin und wurde 1997 gegründet. Der Onlineauftritt der Printausgabe „De:Bug“ versorgt den Leser mit zahlreichen Hintergrundinformationen zum Thema Urheberrecht. Sämtliche Artikel der Offlineausgabe sind im Internet lesbar. Das Informationsangebot setzt sich aus „Creative Commons“, alternativen Lizenzmodellen und einer Reorganisierung der Verwertungsgesellschaften zusammen. Eine Kommunikation unter der Leserschaft wird durch mehrere Mailinglisten ermöglicht. Eine ist dem Thema „Audio im Netz“ und „MP3“ gewidmet. Ein partizipatives Element, wie z.B. eine Umfrage, hält die Seite nicht bereit.
20. Deutsche Vereinigung für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht (GRUR)
In der „Deutschen Vereinigung für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht e. V.” (GRUR) finden sich Wissenschaftler und Praktiker, die auf dem Gebiet des gewerblichen Rechtsschutzes, des Urheberrechts und des Wettbewerbsrechts tätig sind. Die Vereinigung widmet sich der “wissenschaftlichen Fortbildung des gewerblichen Rechtsschutzes und der Unterstützung der gesetzgebenden Organe sowie der zuständigen Ministerien und Institutionen in Fragen des geistigen Eigentums“. Der Interessenverband ist Mitglied in der „World Intellectual Property Organization“ (WIPO). Die GRUR-Zeitschriften behandeln die Themen Patent- und Urheberrecht. Kommunikative oder partzipative Elemente sind auf der Seite nicht vorhanden.
Die hier angegebenen Websites entsprechen dem Stand Sommer 2004.